Porträt Karolina Slusarenka

Das ifa als Sprungbrett ins politische Berlin

Karolina Slusarenka, ehemalige Koordinatorin des ifa-Entsendeprogramms in Polen und Tschechien, spricht im Interview über Identität als wichtigen Baustein ihrer Arbeit mit der deutschen Minderheit in Polen.

ifa: Karolina, Sie haben zwischen 2014 und 2015 im polnischen Opole die Arbeit der ifa-Entsandten in Polen und Tschechien koordiniert. Inwiefern war das ein Heimspiel? Sie stammen schließlich aus Polen.

Karolina Slusarenka: Ich lebte zuvor schon einige Jahre in Deutschland, darum war es tatsächlich eine Rückkehr. Trotzdem war die Arbeit bei der deutschen Minderheit in Polen neu für mich. Der Ort eignete sich bestens dafür, das Thema Identität zu reflektieren, auch weil sich die Frage danach für mich persönlich stellte. Meine Vorfahren stammten aus den polnischen Ostgebieten, die nach dem Zweiten Weltkrieg ukrainisch wurden. Obwohl sich mein Großvater als polnisch verstand, ist mein Nachname eigentlich ukrainisch.

Persönliche Frage nach Identität

ifa: ... eine passende Analogie zu all den Pionteks und Kowalczyks in Polen, die sich als deutsch begreifen. Das bietet doch ideale Anknüpfungspunkte...

Slusarenka: Ja, wohl auch dadurch kam ich auf die Idee, ein Projekt ins Leben zu rufen, das sich mit Identität auseinandersetzt. Der Workshop "Identitätslabor" war geboren und er war nicht nur für Menschen aus der deutschen Minderheit gedacht. Auch eine Polin mit guten Deutschkenntnissen folgte unserer Einladung. Es ging darum, herauszufinden, wie Andere einen sehen und wie man sich selbst sieht. Das war spannend, weil oft die Rückmeldung kam, dass sie sich diese Frage nie gestellt haben: "Was macht mich aus?".

ifa: Und wie beantworten Sie die Frage für sich, auch mit der Erfahrung Ihrer ifa-Zeit?

Slusarenka: Ich denke, Identität ist etwas Dynamisches. Ich war während meines Studiums in Islam- und Politikwissenschaften ehrenamtlich in einem Verein tätig, der sich der Antirassismusarbeit gewidmet hat. Schon damals kam ich sehr intensiv mit dem Thema Identität in Berührung. Und ich habe festgestellt, dass sich Identität situationsabhängig verändern kann.

Wertvolle Erfahrungen im Projektmanagement

ifa: Heute arbeiten Sie im Auswärtigen Amt in Berlin und sind weiterhin international tätig. Inwiefern war der Aufenthalt in Polen eine gute Voraussetzung dafür?

Slusarenka: Beim ifa habe ich meine Fähigkeiten im Projektmanagement ausgebaut. Ich habe Projektanträge bearbeitet und bewilligt. Das sind Erfahrungen, die mir auch heute weiterhelfen. Zudem habe ich bei der Arbeit als Regionalkoordinatorin viel über Teamleitung gelernt. Es galt ja, die Stärken der ifa-Entsandten zu erkennen und ihre Potenziale zu nutzen. Bei einem der regelmäßigen Planungstreffen in der Deutschen Botschaft in Warschau hat man mich dann ermutigt, mich für das Auswärtige Amt zu bewerben. Ohne diesen Zuspruch hätte ich mir das selbst möglicherweise gar nicht zugetraut.


Interview von Holger Lühmann

In der Welt zuhause: 25 Jahre Entsendeprogramm

Von Deutschland aus in die Welt – um sich am Zielort wie zuhause zu fühlen. Das ist möglich im Entsendeprogramm des Bereichs "Integration und Medien" des Instituts für Auslandsbeziehungen. Seit 25 Jahren entsendet das ifa in Stuttgart Redakteurinnen und Redakteure sowie Kulturmanagerinnen und Kulturmanager in die deutschsprachigen Minderheiten Mittel- und Osteuropas.

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Russlanddeutsche Lebenswelten

Auf Jugendkultur folgte Weinkultur

 

Über das Entsendeprogramm

Das Entsendeprogramm des ifa bietet Kulturmanagerinnen und -manager beziehungsweise Redakteurinnen und Redakteure die Möglichkeit, Organisationen deutscher Minderheiten zu unterstützen und neue Erfahrungen zu sammeln. Die Arbeitsaufenthalte in Mittel-, Ost- und Südosteuropa oder in einem Staat der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten dauern zwischen einem und fünf Jahren. Ziel ist es, ein modernes und lebendiges Deutschlandbild zu vermitteln und die Organisationen vor Ort in ihrer kulturellen Brückenfunktion zwischen Minderheit und Mehrheit zu stärken.

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