In the Presence/Absence of Mazen Kerbaj

IN THE PRESENCE/ ABSENCE OF MAZEN KERBAJ

Zeichnungen, Installationen und Objekte in einer neuen Ausstellung der ifa-Galerie Berlin, kuratiert von Hatem Imam, 28.02. - 16.08.2020

Hinweis: Die Ausstellung wurde bis zum 16.08.2020 verlängert, da die Ausstellung aufgrund der Corona-Pandemie zwischenzeitlich nicht zugänglich war.

Berlin, 28.01.2020 – In seiner Comic-Serie „Antoine“ erzählt Mazen Kerbaj die Ereignisse des Tages nach, an dem der libanesische Bürgerkrieg ‚offiziell‘ begann. Die Hauptfiguren sind seine Eltern, Antoine und Laure, die ihre Zeit in den berühmten Straßencafés der Hamra in Beirut verbringen. Wegen des Kriegsausbruchs fällt die bevorstehende Premiere des Theaterstücks, in dem Antoine mitspielt, aus. Antoine und Laure fliehen auf die andere Seite der Stadt, über die spätere ‚Grüne Linie‘ hinweg, und entkommen gerade so dem Tod. In die Erzählung eingeschoben finden sich Szenen aus dem Theaterstück, in denen Antoines Figur in einem hitzigen existenziellen Austausch mit dem arabischen Schicksal gezeigt wird. Das Jahr ist 1975, zugleich das Geburtsjahr von Mazen.
 
Kerbaj arbeitet in seinem Werk mit zwei Sujets, denen man in künstlerischen Comics häufig begegnet: Autobiografie und Politik. Die Verschmelzung des Persönlichen und des Historischen. Mazen ist nicht nur ein Zeitzeuge, sondern, wie sein Vater auch, ein Schauspieler.
 
Die Ausstellung zeigt neue und alte Arbeiten, die in dieser Zusammenstellung zum ersten Mal zu sehen sind. Sie zieht Parallelen zwischen Zeiten, Medien und Räumen. Die Exponate treten in einen Dialog, wobei eine Idee, die hastig auf das Tischset in einem Restaurant gekritzelt wurde, auch in einem Video zeichnerisch weitergeführt oder entwickelt werden kann. Ein ganzes Heer von Mazen Kerbajs scheint miteinander zu sprechen, zeichnen, streiten und trinken. Sie alle stehen für bestimmte Momente und Orte; sprechen in unterschiedlichen Sprachen und werden auch in unterschiedlichen Medien dargestellt. Kerbaj ist immer in Bewegung, und Bewegung ist sowohl eine Bedingung seiner Arbeit als auch ihr Thema. Die zentrale Arbeit „In Anwesenheit/Abwesenheit“ von Mazen Kerbaj, deren Name zugleich auch der Ausstellungstitel ist, kreist um einen Zeichenplatz, der so wirkt, als hätte der Künstler ihn gerade erst verlassen und könne jeden Moment zurückkehren, um weiterzuarbeiten. Diese Einbeziehung des physischen Körpers - oder seiner Spur - verwischt die Grenze zwischen dem Künstler und seinem Bild.
 
Mazen Kerbaj, geboren 1975 in Beirut, ist ein libanesischer Comiczeichner, bildender Künstler und Musiker. Er arbeitet an ausgewählten Illustrations- und Designprojekten mit und unterrichtet als Lehrbeauftragter an der American University of Beirut. Kerbaj ist der Autor von mehr als 15 Büchern, seine Kurzgeschichten und Zeichnungen wurden in Anthologien, Zeitungen und Magazinen veröffentlicht. Seine Gemälde, Zeichnungen, Videos, Live-Performances und Installationen wurden weltweit in zahlreichen Ausstellungen gezeigt. Als Trompeter gilt Kerbaj als einer der Initiatoren und Hauptakteure der libanesischen freien Improvisations- und Experimentalmusikszene. 2015 war Kerbaj ein Jahr lang Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Seit seinem Umzug nach Berlin hat Kerbaj mehrere neue Projekte in verschiedenen Bereichen entwickelt, wie z.B. das Theaterstück „Borborygmus; Synesthesia“, ein Konzept für eine grafische Live-Partitur für ein improvisierendes Ensemble, und „Walls Will Fall“, eine Komposition für 49 Trompeten.
 
Hatem Imam ist bildender Künstler und Grafikdesigner. Er hat einen BFA in Grafikdesign von der American University of Beirut (AUB) und einen MA in Bildender Kunst von der University of Creative Arts in Canterbury, England. Er ist Mitbegründer und kreativer Leiter von Studio Safar, Mitbegründer des Magazins für Design und visuelle Kultur Journal Safar, Mitbegründer der Comicanthologie „Samandal“ und künstlerischer Leiter des Plattenlabels Annihaya. Seit 2007 unterrichtet er im Fachbereich für Architektur und Grafikdesign an der AUB. 2011 begann die Zusammenarbeit mit Mazen Kerbaj. Imam übersetzte Kerbajs bahnbrechendes Buch „Beirut Won't Cry“ (Snoubar Bayrout, 2016) in gesprochenes Arabisch. Sie arbeiteten auch an vielen Designprojekten zusammen, vor allem in der alternativen Musikszene, insbesondere am Konzept und der Kommunikation des Musikfestivals Irtijal in Beirut und der anschließenden Ausstellung „Noise on Paper“.

Mazen Kerbaj lädt ein: X + 1
Musik und bildende Kunst sind die beiden Facetten von Mazen Kerbajs Werk, die sich gegenseitig fortwährend beeinflussen. Daher ist es naheliegend, im Rahmen dieser Ausstellung auch eine Konzertreihe zu veranstalten. In dieser Reihe lädt Kerbaj jeweils eine/n enge/n Freund/in aus seinem professionellen Umfeld ein und bittet sie/ihn, noch eine/n weitere/n Musiker/in mitzubringen. Der Name dieses dritten Gastes wird Kerbaj und dem Publikum erst beim Konzert bekanntgegeben, bei dem die drei Musiker/innen erstmals zusammen auftreten.
 
Live Performances -  Mazen Kerbaj lädt ein:
 
Ute Wassermann + 1
Donnerstag, 19. März 2020, 19 Uhr
 
Tony Buck + 1
Donnerstag, 23. April 2020, 19 Uhr
 
Andrew Lafkas + 1
Donnerstag, 30. April 2020, 19 Uhr
 

Informationen zur Ausstellung:
Ev Fischer, +49 (0)30 284491 57, ifa-galerie-berlin(at)ifa.de

Pressekontakt:
Guido Jansen-Recken, +49 (0)30 284491 19, presse(at)ifa.de

ifa-Galerie Berlin, Linienstraße 139/140, 10115 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 14:00 - 18:00 Uhr

Montags und an Feiertagen geschlossen

Eine Ausstellung im Rahmen der Serie „Untie to Tie“ der ifa-Galerie Berlin

Über das ifa
Das ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) ist Deutschlands älteste Mittlerorganisation und feierte 2017 sein 100-jähriges Bestehen. Es engagiert sich weltweit für ein friedliches und bereicherndes Zusammenleben von Menschen und Kulturen. Das ifa fördert den Kunst- und Kulturaustausch in Ausstellungs-, Dialog- und Konfe­renzprogrammen und agiert als Kompetenzzentrum der Auswärtigen Kultur- und Bildungs­poli­tik. Es ist weltweit vernetzt und setzt auf langfristige, partnerschaftliche Zusammenarbeit.

Das ifa wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart. www.ifa.de