Eigentlich wollte Pamela Capizzi in den Nahen Osten und lernte vor einigen Jahren bereits Arabisch. Doch als die Italienerin nach einem Praktikum Koordinationsaufgaben bei der NGO Trial International Burundi übernehmen sollte, erschütterten sie die Menschenrechtsverletzungen in dem afrikanischen Staat. Dank der Förderung des Förderprogramms zivik hat Trial International Anwält:innen gezielt auf Prozesse vorbereitet und sie im Mentoring begleitet, damit sie immer häufiger die Interessen ihrer Mandant:innen durchsetzen können.
Die meisten Fälle landen gar nicht erst vor Gericht
Doch Trial International lässt sich davon nicht beirren, bleibt hartnäckig und gewinnt Prozesse.
Im Dezember 2020 verurteilte ein Gericht in der ehemaligen Hauptstadt Bujumbura den Vergewaltiger einer Minderjährigen zu lebenslänglicher Haft, das Opfer bekam eine Entschädigung von umgerechnet etwa 500 Euro. In der Regel landen diese Fälle gar nicht erst vor Burundis Gerichten. 2016 und 2017 hatte Trial International den Opferanwalt geschult.
Die weltweit tätige NGO hat mit insgesamt 35 Angestellten schon mehr als 3100 Opfer vertreten und 1500 Anwält:innen trainiert. In Burundi setzt die NGO auf drei Säulen, um die Justiz des Landes wiederaufzubauen: Sie arbeiten der Untersuchung des Internationalen Strafgerichtshofs zu, die seit 2017 andauert. Zweitens vertreten sie Opfer vor Gericht und versuchen Präzedenzfälle zu schaffen, die möglichst viele Opfer repräsentieren. Schließlich schulen sie Menschenrechtsanwält:innen vor Ort.
Vor einigen Jahren reiste Pamela Capizzi noch selbst nach Burundi. In der Regel blieb sie zwei Wochen vor Ort für Schulungen. „Der Kontrast zwischen extremer Armut und Reichtum hat mich am meisten erschüttert“, sagt die Juristin. Sie selbst hat mehrere Trainings zu Krisensituationen und vor allem zu Prävention absolviert. Dabei geht es nicht um Waffentraining wie im Actionfilm. Wer sich in Krisenregionen wie Burundi aufhält, muss deeskalieren, staatlichen Anweisungen Folge leisten und idealerweise gar nicht erst in gefährliche Situationen geraten. Auch digitale Sicherheit und Verschlüsselung spielen für Jurist:innen wie Capizzi eine immer größere Rolle.
Jeder Fall, in dem sich die Gerechtigkeit durchsetzt, ist ein kleiner Sieg
Die Justiz in Burundi ist nicht selten unterausgestattet. Mal fehlt schlichtweg das Benzin, damit Richter:innen zu einem entfernten Gefängnis fahren können. An anderer Stelle werden Menschen in Untersuchungshaft vergessen: Pamela Capizzi schildert einen Fall, in dem ein Angeklagter seit Januar 2016 auf einen fairen Prozess wartet, angeblich fehlen Dokumente.
Aber sie bleibt beharrlich. Früh hat sie sich für die Belange der Schwächsten eingesetzt. Schon als sie Jura in Mailand und Genf studierte, arbeitete sie beim Internationalen Roten Kreuz und beim Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen in Genf.
Über den Autor
Nathanael Häfner arbeitet als Finanzredakteur bei Zeit Online. Er hat Sozialwissenschaften studiert, die Kölner Journalistenschule besucht und frei u.a. für die Süddeutsche Zeitung, taz und Spiegel Online geschrieben.
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Über das Förderprogramm zivik
Das Förderprogramm zivik unterstützt weltweit zivile Akteure dabei, Krisen vorzubeugen, Konflikte zu überwinden und friedliche gesellschaftliche und politische Systeme zu schaffen sowie zu stabilisieren. Mit ihrem Engagement ergänzen die Nichtregierungsorganisationen das Handeln staatlicher Akteure um wichtige Perspektiven und Akzente.