Hier sieht man Beschädigungen des russischen Angriffs auf das Kunstmuseums in Odessa. Die Bilder im Hintergrund sind noch intakt, aber auf dem Boden sind viele Glassplitter zu sehen. © Ivan Strahov

Wenn Förderung Freude macht: So funktioniert das ifa-Ukraine-Hilfsprojekt

Das ifa - Institut für Auslandsbeziehungen unterstützt Ukrainer:innen in der Ukraine, in Anrainerstaaten und in Deutschland. Das Ukraine Hilfsprojekt konnte über Spendenmittel des Fördervereins des ifa finanziert werden. Die Spenden halfen, trotz Krieg, schnell und unkompliziert vor Ort den Menschen kulturelle Angebote und Teilhabe zur ermöglichen. Unter elf geförderten Kulturschaffenden sind die Sängerin und Musikerin Mariia Hryshchenko, die Künstlerin Anastasiia Yavtushenko und der Dokumentarfilmer Denys Vorontsov.

Neue Musikinstrumente für Musikunterricht

Mariia beim Unterricht "ihrer" Kinder © Mariia Hryschenko
Mariia schafft es trotz der schwierigen Bedingungen "ihre" Kinder mit Unterricht für Musik zu begeistern. © Mariia Hryschenko

Mariia Hryshchenko ist eine Sängerin und Musikerin aus Sumy, einer Stadt im Nordosten der Ukraine. Aufgrund der Nähe zu Russland wird Sumy ständig von Russland beschossen und angegriffen. Das hindert Mariia, die derzeit am Staatstheater von Sumy arbeitet, aber nicht daran, den Kindern vor Ort Musik und Kunst nahe zu bringen. 

Es ist sehr berührend zu hören, wie Maria über "ihre" Kinder spricht. Sie erklärt, dass die Kinder extrem traumatisiert sind und dass Musik-, Kunst- und Theaterunterricht ihnen helfen, Schwierigkeiten zu überwinden und eine Art Normalität in ihr Leben zu bringen. Seit Russlands Angriff auf die Ukraine haben Kinder, die in der Stadt Sumy leben, nicht mehr viele soziale Kontakte und Unterhaltung, vor allem weil der Schulunterricht oft online stattfinden muss. Mariia versucht mit ihrem Unterricht die Kinder dennoch glücklich zu machen und ihre Entwicklung trotz der großen Herausforderung zu unterstützen.

Mariia hat mehr als 27 Jahre Erfahrung als Musikerin und Musiklehrerin und gibt derzeit auf ehrenamtlicher Basis am Staatstheater von Sumy Musikunterricht. Eigentlich hatte sie ihre eigenen Musikinstrumente, mit denen sie den Kindern Musik näher brachte. Mit dem Beginn des Krieges musste Mariia sich, ihren Sohn sowie ihre Musikausrüstung evakuieren. Während einer der russischen Luftangriffe wurde die Ausrüstung vollständig zerstört. Auch das hielt Mariia nicht auf, ihre Kinder zu unterrichten: sie trafen sich im örtlichen Park und sie nutzte ihr Mobiltelefon anstelle der zerstörten Musikausstattung.  

Ähnlich wie viele andere Menschen in der Ukraine, beweist Mariia, dass sie stark und widerstandsfähig ist. Um Künstler:innen und zivilgesellschaftliche Aktivist:innen wie Mariia in dieser schwierigen Situation zu unterstützen, hat der ifa-Förderverein ein Ukraine-Hilfsprojekt ins Leben gerufen. Dieses Programm zielt darauf ab, ukrainische Organisationen, Medien und Einzelpersonen aus der Kulturwirtschaft und der Zivilgesellschaft mit kleinen unbürokratischen Förderungen zu unterstützen, die für die Fortsetzung ihrer Tätigkeit erforderlich sind.  Mit der Förderung sollen vor allem Künstler:innen und zivilgesellschaftliche Aktivist:innen unterstützt werden, die einen engen Bezug zum ifa haben, z.B. an einem ifa-Programm teilgenommen haben oder ifa-Partner waren. 

Mit Hilfe der Förderung konnte Mariia einige Musikgeräte kaufen, um ihren Unterricht fortzusetzen, von einem Yamaha-Synthesizer bis hin zu einem Mikrofon. Mariia sagt, dass die Kinder wirklich glücklich waren, Musikinstrumente zu bekommen und bei lokalen Weihnachtskonzerten aufzutreten. Das Einzige, was sie noch braucht, ist ein Stromgenerator, der die Stabilität der Stromversorgung unter den ständigen russischen Angriffen auf die ukrainische Bevölkerung und Infrastruktur gewährleisten würde.  

Die Kinder waren glücklich, dass sie Musikinstrumente bekommen haben und bei lokalen Weihnachtskonzerten auftreten konnten. 

Mariia Hryshchenko

Diese Geschichte zeigt, wie aus den Mitteln des ifa-Fördervereins etwas geworden ist, das die ukrainische Künstlerin und "ihre" Kinder in dieser schwierigen Situation glücklicher gemacht hat. Mariia ist eine von elf ukrainischen Künstler:innen, Medien- und zivilgesellschaftlichen Aktivist:innen, die vom ifa-Förderverein im Rahmen des Ukraine-Hilfprojekts unterstützt wurden.   

Eine weitere berührende Geschichte ist die der ukrainischen Künstlerin Anastasiia Yavtushenko, die im Nationalen Kunstmuseum Odessa als Künstlerin, Reiseleiterin und Autorin von Kunstworkshops für Kinder arbeitet. Lange Zeit sorgte Anastasiia für ein vielfältiges Kulturprogramm für die Kinder vor Ort, bevor das Programm aufgrund des Krieges stagnierte. Mit der Unterstützung der ifa-Förderung konnte sie ein sowohl pädagogisches als auch kulturelles Programm für Kinder und Jugendliche auf den Weg bringen. Es umfasst Workshops zu verschiedenen Themen, die sich auf Aspekte der ukrainischen Kultur konzentrieren, von Ornamenten traditioneller Kleidung bis hin zu modernen ukrainischen Cartoons. 

Museumspädagogisches Programm im Nationalen Kunstmuseum Odessa

Das teilweise zerstörte Kunstmuseum in Odessa Museum. In dem Unesco-Weltkulturerbe bietet die Künstlerin Anastasiia Yavtushenko normalerweise Workshops an. Jetzt muss sie Alternativen finden © Ivan Strahov
Das teilweise zerstörte Kunstmuseum in Odessa Museum. In dem Unesco-Weltkulturerbe hat die Künstlerin Anastasiia Yavtushenko normalerweise Workshops angeboten. Jetzt musste sie Alternativen finden. © Ivan Strahov
Auf dem Foto sieht man die Künstlerin Anastasiia Yavtuschenko mit fünfzehn Kindern in einem Raum. Die Kinder halten ihre gemalten Bilder in die Kamera. © Anastasiia Levchenko
Anastasiia hat sich an die Situation angepasst und alternative Standorte für ihre Workshops gefunden. © Anastasiia Levchenko

Leider wurde das Nationale Kunstmuseum von Odessa, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und in dem Anastasiia ihren Unterricht abhalten wollte bombardiert. Dies geschah am Tag, bevor der erste Workshop stattfinden sollte. Glücklicherweise wurde niemand verletzt – aber die Räumlichkeiten, die Anastasiia für ihre Workshops nutzte, wurden schwer beschädigt, und in nächster Zeit wird es nicht möglich sein, dort Workshops abzuhalten. Anastasiia muss unter diesen Umständen sehr kreativ und flexibel sein, um sich an die Situation anzupassen: alternative Standorte für Workshops finden und versuchen, mit den verfügbaren Mittel auszukommen. Dieses Beispiel beschreibt die Schwierigkeiten, mit denen die ukrainischen Künstler:innen regelmäßig konfrontiert sind und dass sie Unterstützung benötigen, sowohl finanziell als auch emotional. Durch die Förderung des Hilfsprojekts , die Anastasiia erhalten hat, erfährt sie Anerkennung für ihrer Arbeit. 

Unterstützung für Dokumentarfilmer aus Charkiw 

Auf dem Bild sieht man einen Mann, der ein graues Sweatshirt und eine grüne Jacke trägt. Er trägt außerdem eine Cap und hat seine Hände in seine Hosentaschen gesteckt. Es ist der renommierte Dokumentarfilmer Denys Vorontsov. © Oleksandr Osipov
Der renommierte Dokumentarfilmer Denys Vorontsov. Er dreht einen Dokumentarfilm über Oleh Kadanov, einen Musiker und Dichter aus Charkiw. © Oleksandr Osipov

Ukrainische Künstler:innen schaffen nicht nur Kunst unter widrigen Bedingungen, sondern finden auch Inspiration darin, die aktuellen Geschichten ihrer Kolleg:innen zu erzählen. Das ist das Ziel von Denys Vorontsov. Der renommierte Dokumentarfilmer zog wegen der russischen Invasion von Kiew nach Charkiw, einer Stadt in der Ostukraine, die sehr nahe an der Grenze zu Russland liegt und daher regelmäßig von der russischen Armee angegriffen wird. Denys' Ziel ist es, das Leben der Menschen während dieser dramatischen Ereignisse zu dokumentieren. Denys realisiert mit der Unterstützung des ifa einen Dokumentarfilm über Oleh Kadanov, einen Musiker und Dichter aus Charkiw. Oleh leitet eine der wichtigsten Freiwilligengruppen in Charkiw, die das Militär unterstützt. Trotz seines vollen Terminkalenders findet Oleh Zeit für Konzerte. Er singt für die Menschen in der U-Bahn, hält poetische Lesungen oder musikalische Darbietungen, um Spenden für die ukrainische Armee zu sammeln.  

Es ist wichtig, die Geschichten von Menschen wie Oleh Kadanow zu erzählen, damit sie von den Ukrainer:innen und den Menschen im Ausland gehört werden. Jeder Euro der Förderung, der in den Film investiert wird, sei es um die Kosten für Benzin für Autos oder die Miete von Ausrüstung zu decken, ist eine Investition in die Erinnerung an den Kampf der Ukraine für Unabhängigkeit und ihre europäische Zukunft.  

Jede Geschichte hinter den vom ifa-Förderverein unterstützen Projekte ist berührend.

 

Redaktion und Autoren
Auf dem Bild sieht man die ukrainische Journalistin Emiliia Dieniezhna. Sie hat lange braune Haare und trägt einen grauen Blazer.
Emiliia Dieniezhna

Emiliia Dieniezhna ist eine ukrainische Journalistin und Anti-Korruptions Aktivistin. Sie ist eine CCP Alumna und hat beim ifa für das Ukraine-Hilfsprojekt gearbeitet. Dieniezhna hat in der Ukraine Fremdsprachen und in Belgien EU Politikwissenschaften studiert. In der Ukraine hat sie für nationale Fernseh-Kanäle gearbeitet, darunter auch für "Ukraina", "112-Ukraina", "NTN", so wie für das Bloomberg Projekt. Außerdem hat sie ein Praktikum bei der Deutschen Welle gemacht. Seit dem russischen Angriffskrieg in 2022 wohnt sie teilweise in München, wo sie eine wöchentliche Kolumne "Zwischen den Welten" für die Süddeutsche Zeitung schreibt, wie auch Beiträge für Engagement Global und die Funke Mediengruppe.