Am 28. Juni 1969 wehrten sich Transsexuelle und Homosexuelle im Stonewall Inn in der Christopher Street in New York City gegen eine Razzia der Polizei. Ein Meilenstein der LSBTTIQ*1-Bewegung. Ein Jahr später, im November 1970, fand der erste Gay Pride March in London statt. Inzwischen gehen in vielen Ländern der Welt LSBTTIQ* und ihre Unterstützer während der Sommermonate auf die Straße, um an ihren täglichen Kampf für Gleichberechtigung und Akzeptanz zu erinnern. Denn auch über fünfzig Jahre nach den sogenannten Stonewall Riots werden die Rechte von sexuellen Minderheiten zum Teil massiv eingeschränkt und LSBTTIQ* sehen sich häufig alltäglichen Stigmatisierungen ausgesetzt.
Ins A Kromminga aus Deutschland: "Vielfalt ist eine Bereicherung, keine Bedrohung"
Intergeschlechtlichkeit wird häufig zusammen mit LSBTTQ genannt. Im Gegensatz zu Homosexualität und Transsexualität nimmt es in der Berichterstattung und Wahrnehmung jedoch eine eher geringe Rolle ein. Dabei werden intergeschlechtliche Kinder und Erwachsene immer noch aufgrund ihrer angeborenen Geschlechtsmerkmale diskriminiert, bis hin zu geschlechtsverändernden Maßnahmen, die ohne ihre Zustimmung vorgenommen werden. Ins A Kromminga setzt sich bei der Organisation Intersex International für die Rechte von Intersex* weltweit ein.
Zum Interview mit Ins A Kromminga
Asma Abidi aus Tunesien: "LGBTQ sind unsere Ärzt*innen, Freund*innen und Nachbar*innen"
Homosexualität kann in Tunesien laut dem Strafgesetzbuch mit einer Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden. Obwohl es selten dazu kommt, sind LSBTTIQ* in Tunesien immer noch Diffamierungen und Übergriffen ausgesetzt. Seit der Revolution 2010/2011 habe es in Tunesien viele Fortschritte gegeben und auch die globale #MeToo-Kampagne habe Menschen dazu gebracht, sich gegen Sexismus und Diskriminierung auszusprechen, sagt die Journalistin Asma Abidi. Die Vorurteile in der Gesellschaft abzubauen ist jedoch ein schwieriger Prozess, bei dem Asma auch die Medien in der Verantwortung sieht.
Omar aus Ägypten: "Es gibt ein stilles Vertrauen, das die LGBT-Community vereint."
Die Nachricht ging im Herbst 2017 um die Welt: In Folge eines Konzerts der libanesischen Band Mashrou‘ Leila in Kairo wurden mehrere Menschen festgenommen. Der Sänger der Gruppe, Hamed Sinno, ist offen schwul und gilt als eine Ikone von LSBTTIQ im arabischsprachigen Raum. Das Vergehen der Fans war es, die Regenbogenflagge, das weltweite Symbol der LSBTTIQ*-Szene, während des Konzerts zu schwenken. Dass diese Form der Verfolgung von homosexuellen Menschen in Ägypten weitreichende Folgen haben kann, zeigt auch der Tod der Aktivistin Sarah Hegazi, die nach dem Konzert festgenommen wurde, in der Haft misshandelt worden sein soll und 2018 ins Exil nach Kanada ging. Dort nahm sie sich Mitte Juni das Leben. Systematische Angriffe auf homosexuelle Menschen sind in Ägypten alltäglich, sagt LSBTTIQ*-Aktivist Omar. Wer geoutet ist, lebt in Gefahr.
Über das CrossCulture Programm am ifa:
Berufstätigen und freiwillig Engagierten ermöglicht das CrossCulture Programm (CCP) einen Blick über den kulturellen Tellerrand! Jedes Jahr sammeln rund 80 Stipendiatinnen und Stipendiaten in Gastorganisationen in Deutschland oder in einem der über 35 Partnerländer professionelle Erfahrungen im interkulturellen Netzwerk. Durch berufsbezogene Aufenthalte fördert und befähigt das Programm insbesondere Akteurinnen und Akteure aus Kultur, Bildung, Wissenschaft, Kunst und Medien, zusammen zu arbeiten. Ziel des CrossCulture Programms ist es, zivilgesellschaftliche Netzwerke zwischen Deutschland und der Welt nachhaltig zu stärken. Das Programm wurde 2005 ins Leben gerufen und zählt inzwischen rund 700 Alumni zum stetig wachsenden Netzwerk.
1 LGBT, LGBTI+ oder LSBTTIQ - es gibt so viele verschiedene Arten, die queere Gemeinschaft weltweit zu bezeichnen, wie es Identitäten in ihr gibt. LGBT steht für lesbisch, schwul, bisexuell und transgender, aber je mehr sich die Gemeinschaft und das Verständnis für ihre Vielfalt entwickelten, desto komplexer wurde es, ihr ein Etikett aufzusetzen. Das CCP-Team möchte den verschiedenen Bezeichnungen, die die Autorinnen und Autoren für sich selbst wählen, Raum geben. Das CCP-Team selbst verwendet das Akronym "LSBTTIQ*": Die einzelnen Buchstaben stehen gegenwärtig für lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell und queer oder questioning (fragend).