Khvay Samnang, Preah Kunlong (Der Weg des Geistes), 2017, 2-Kanal-Videoinstallation mit Masken, © Khvay Samnang​

Khvay Samnang

Das Land tanzen

23. Mai 2022
 - 
04. Sep 2022
ifa-Galerie Stuttgart
Charlottenplatz 17
70173 Stuttgart

In der Ausstellung "Das Land tanzen" präsentiert der kambodschanische Künstler Khvay Samnang Arbeiten aus den Jahren 2010 bis 2018; seine Arbeiten waren auf internationalen Biennalen vertreten, unter anderem 2017 auf der documenta 14, 2018 auf der Taipei und der Sydney Biennale; Einzelausstellungen widmeten ihm renommierte Institutionen wie 2015 das Jeu du Paume in Paris oder 2019 das Haus der Kunst in München.

Plädoyer für ein respektvolles Miteinander

Sand zurückfahren ans Flussufer, dorthin, von wo er entnommen wurde; sich mit flüssigem Gummi übergießen, den eigenen Körper einsetzen, um auf Landraub und Abholzung hinzuweisen; in der Bewegung und mit Masken eins werden mit dem Wald, den Tieren, den Geistern – das Land tanzen: Khvay Samnangs künstlerische Arbeit basiert auf Untersuchungen politischer, ökonomischer, sozialer und kultureller Verwerfungen und dem Kennenlernen alternativer, indigener Lebensformen. Gegen die Zerstörung natürlicher Lebensräume sowie der sozialen und kulturellen Eigenschaften der dort lebenden Gemeinschaften entwickelt er seine Performances, seine Video- und Fotoarbeiten. Die Fragen, die er aufwirft, sind universell: Wem gehört das Land? Was geschieht mit unserem Land? Khvay Samnangs Arbeiten sind nicht nur Gesten gewaltlosen Widerstands; sie sind auch Anregung für eine an dere Art zu denken, zu handeln, zu leben – ein Plädoyer für ein respektvolles, Zukunft ermöglichendes Miteinander. 

Rahmenprogramm

Lange Nacht der Museen

21.05.2022, 18:00 – 01:00 Uhr

Im Rahmen der Langen Nacht der Museen findet die Preview der Ausstellung Khvay Samnang – Das Land tanzen in die ifa-Galerie Stuttgart statt.

Zu jeder vollen Stunde bietet die ifa-Galerie Kurzführungen durch die Ausstellung an.

Der Künstler Khvay Samnang ist anwesend.

Eintrittskarten erhalten Sie in der ifa-Galerie und an den Vorverkaufsstellen.

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Kunst mit allen Sinnen erleben! Inklusive Führung

22.05.2022, 17:00  - 18:00 Uhr

Das Kulturfestival *funkeln inklusive bietet Kunst und Kultur für alle Sinne. Ein reiches Programm beleuchtet das Thema und bezieht Menschen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten mit ein.

Die Ausstellung in der ifa-Galerie können Besucher:innen sehen, hören oder fühlen. Im Innenhof des ifa erwartet Sie eine Architekturführung mit Gebärdendolmetscherin.

Das barocke ifa-Gebäude war einst das Alte Waisenhaus Stuttgarts. In der Führung wird dessen Geschichte erzählt, durch Gebärden vermittelt und an einem Architekturmodell ertastet.

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Dub Party – Feel the Vibe!

22.05.2022, 19:00 - 21:00 Uhr

Der Musiker Michael Fiedler erschafft in der Galerie einen experimentellen Klangraum. Er inszeniert eine Dub-Party, bei der vor einer Wand aus großen Musik-Boxen pulsierende Bässe und tiefe Frequenzen körperlich spürbar sind. Die DJs von Elemental Wave spielen Dub und elektronische Musik, auf die PPLC (Timo Dufner) mit Visuals reagiert.

Eine Veranstaltung im Rahmen vom Kulturfestival *funkeln inklusive.

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Kunstgespräch und Führung

22.07.2022, 16:00 – 17:00 Uhr

Kunstgespräch und Führung durch die Ausstellung Khvay Samnang - Das Land tanzen mit der Kunsthistorikerin Andrea Welz und ein gemeinsamer Aperitif.

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Das Kunstwerk des Monats - Einblicke in den ifa Kunstbestand

16.07.2022, 16:30 – 17:30 Uhr

Maximilian Bauer stellt ausgewählte Werke aus dem Kunstbestand des ifas im Dialog mit Künstler:innen und Kulturschaffenden vor. Der Kunstbestand umfasst über 23.000 Arbeiten. Seine Entstehung ist einzigartig, da er aus ifa-Ausstellungen, die weltweit tourten, hervorgegangen ist. Einblicke in den Kunstbestand auf ifa Agora

Lesung - Barbara Stoll liest aus "Kampuchea" von Patrick Deville

11.08.2022, 19:00 – 20:30 Uhr

Die Stuttgarter Schauspielerin, Sprecherin und Regisseurin Barbara Stoll nimmt mit in Patrick Devilles Roman "Kampuchea" auf eine Spurensuche durch das letzte Jahrhundert kambodschanischer Geschichte. Deville erzählt vom Drama zwischen König:innen, Landbevölkerung, Militärs und Kommunist:innen.

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Tanz-Performance

07.07.2022, 19:00 – 21:00 Uhr

Im klassischen Khmer-Tanz sind die Posen, die Haltung der Hände und Finger voller Bedeutungen. Khvay Samnang inszeniert mit der Arbeit Popil den kambodschanischen Tanz mit seinen ausdrucksstarken Gesten in einer zeitgenössischen, neuen Form. Die Tänzer:innen tragen Masken aus verwobenen Weinreben, die an Drachenköpfe erinnern. Zwei Drachen begegnen sich in kreisenden und sich windenden Bewegungen und erzählen in der Performance ihre Liebesgeschichte.

Im Anschluss findet ein Gespräch mit dem Künstler Khvay Samnang statt.

Am 30. Juni 2022 wird die Tanzperformance Popil, veranstaltet von der KfW Stiftung, in der Frankfurter Villa 102 gezeigt. Die Aufführungen der Performances sind eine Kooperation mit der KfW-Stiftung.

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Kunstgespräch und Führung für seheingeschränkte Menschen

07.07.2022, 17:00 – 18:00 Uhr

Für sehbehinderte und blinde Menschen findet eine spezielle Führung mit der Kunstvermittlerin Stefanie Alber statt.

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Finissage-Führung und Kunstgespräche

04.09.2022, 15:00 – 16:00 Uhr

Die letzte Führung durch die Ausstellung Khvay Samnang - Das Land tanzen mit der Kunsthistorikerin Andrea Welz, begleitet von Kunstgesprächen und einem Aperitif.

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Einblicke ins Werk Khvay Samnangs

Über "Popil"

Das Video zeigt zwei Tänzerinnen mit geflochtenen Masken. Sie stellen jeweils einen Drachen dar und tragen schwarze Kleidung mit markanten Schärpen. Das goldene Band symbolisiert Kambodscha, die roten Schärpe China. Die Tänzerinnen, Mot Pharan und Sot Sovanndy, führen eine moderne Version des klassischen RobamKbach-Boran-Tanzes der Khmer auf. Sie tanzen in der Landschaft, drehen und winden sich und greifen damit die Biegungen der Flüsse und die Formen der Landschaft Kambodschas auf. Popil ist eine phonetische Transkription von babil, einem rituellen Kerzenhalter, mit dem heilige Orte in Kambodscha markiert werden. Der Popil-Kerzenhalter hat meist die Form eines Kreises, oder Blattes des Bodhi-Baums und steht für das Weibliche, während die Kerze das männliche Motiv ist. In der Videoinstallation sind die beiden Frauen im Tanz oft eng ineinander verschlungen. So ruft die Darstellung des empfindlichen Gleichgewichts zwischen den miteinander verbundenen Ökosystemen Kambodschas und Chinas zu einem gewaltfreien Tanz und einer gedeihlichen Verbindung zwischen den beiden Partnern auf.

Über "Rubber Man"

In Rubber Man gießt Khvay Samnang einen Eimer mit milchigem Saft von Kautschukbäumen über seinen nackten Körper. Seine Aktion lenkt die Aufmerksamkeit auf die ausufernde Abholzung in Kambodscha. Dort werden Naturwälder gerodet, um Plantagen anzulegen. Das verändert das gesamte Ökosystem ebenso wie die sozialen Strukturen. Das Khmer-Wort für Gummi kawsaou ist eine Umschrift des französischen Worts caoutchouc, das wiederum auf den indigenen, südamerikanischen Begriff kawchu zurückgeht, der weinender Baum bedeutet. Hier verweist bereits die Sprache auf Jahrhunderte weltumspannender kolonialer Gewalt, in der Kautschukplantagen von Brasilien bis nach Kambodscha eine wirtschaftliche Rendite versprachen.

Über "Untitled"

Das Video zeigt Khvay Samnang, der bis zur Taille in einem See steht und Eimer voller Sand über seinem Kopf auskippt. Er stellt seinen eigenen Körper ins Zentrum seiner Performances und steht den Betrachtenden frontal gegenüber. Seriell wiederholt sich das Motiv in der Videoinstallation immer wieder. Khvay Samnang setzt sich mit der Privatisierung der ursprünglich öffentlichen Seen von Phnom Penh auseinander. Tausende Bewohner aus der Umgebung wurden umgesiedelt, um das Land für kommerzielle Zwecke nutzbar zu machen. Ungefähr viertausend Familien sind aus der Umgebung des Boeung Kak-Sees im Stadtzentrum vertrieben worden.

Darüber hinaus hat die Zerstörung der Feuchtgebiete die Überschwemmungen in der Stadt verstärkt, die jährlich zudem starkem Monsun-Regen ausgesetzt ist. In insgesamt neun Performances vollzieht er immer wieder die gleiche Handlung im öffentlichen Raum: Während die Sicherheitskräfte in der Mittagspause sind, begräbt er sich mit Sand, schüttet Eimer für Eimer über den Kopf, bis eine Pyramide entsteht. Oder er setzt sich an verschiedenen Gewässern mittig ins Bild. Mit dieser einfachen, aber deutlichen Geste verweist er mit Dinglichkeit auf die Enteignung und Privatisierung der Seen. Mit diesem öko-ästhetischen Imperativ fordert er den Widerstand der Betrachter:innen heraus, sich dieser sozialen und ökologischen Gewalt entgegenzusetzen

Über "Preah Kunlong"

Die Videoinstallation Preah Kunlong zeigt das letzte zusammenhängende Waldgebiet Kambodschas mit seinem pulsierenden Leben: Die Geräusche von Regen, Wasserfällen, Insekten und anderen Tieren überlagern sich und verschmelzen in der üppigen, sattgrünen Landschaft. Dennoch gibt es ein Geräusch, das diese ansonsten stimmige Klangkulisse stört: das angestrengte Atmen des Tänzers Nget Rady, während er die Haltung einer auf dem Rücken liegenden Schildkröte einnimmt. In der Videoarbeit tanzt er mit verschiedenen Tiermasken, die aus einheimischen Rank- oder Schlingpflanzen des Areng-Tals geflochten wurden und die als skulpturale Elemente Teil der Installation sind. In dem Tal in der südwestlichen Provinz Koh Kong leben die Chong, eine indigene Gemeinschaft. Ihre Lebensweise beruht auf der Wertschätzung aller Körper im Wald, der menschlichen und nicht-menschlichen, und ihrer Geister – insbesondere die der Tiere, deren Spuren die Chong in der Trockenzeit zu Wasserquellen führen: Preah lässt sich als Gott oder Geist übersetzen, Kunlong als Weg oder Fußabdruck.

Öffnungszeiten der ifa-Galerie Stuttgart

Dienstag – Sonntag: 12:00 – 18:00 Uhr
Montags und Feiertags geschlossen

Eintritt frei

 

ifa-Galerien

Die ifa-Galerien zeigen Bildende Kunst, Architektur und Design einer globalisierten Welt. Seit 1971 werden in Stuttgart und seit 1991 in Berlin Gegenwartskunst und aktuelle kultur- und gesellschaftspolitische Entwicklungen aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa thematisiert. Ausstellungsreihen geben über nationale Grenzen hinweg Einblick in weltweit agierende Kunstszenen. Gespräche, Vorträge und Diskussionen ermöglichen den Besucherinnen und Besuchern den direkten Kontakt mit Künstlerinnen und Künstlern und Kuratorinnen und Kuratoren.

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Kontakt

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Telefon: +49.711.2225.173

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