Über "Popil"
Das Video zeigt zwei Tänzerinnen mit geflochtenen Masken. Sie stellen jeweils einen Drachen dar und tragen schwarze Kleidung mit markanten Schärpen. Das goldene Band symbolisiert Kambodscha, die roten Schärpe China. Die Tänzerinnen, Mot Pharan und Sot Sovanndy, führen eine moderne Version des klassischen RobamKbach-Boran-Tanzes der Khmer auf. Sie tanzen in der Landschaft, drehen und winden sich und greifen damit die Biegungen der Flüsse und die Formen der Landschaft Kambodschas auf. Popil ist eine phonetische Transkription von babil, einem rituellen Kerzenhalter, mit dem heilige Orte in Kambodscha markiert werden. Der Popil-Kerzenhalter hat meist die Form eines Kreises, oder Blattes des Bodhi-Baums und steht für das Weibliche, während die Kerze das männliche Motiv ist. In der Videoinstallation sind die beiden Frauen im Tanz oft eng ineinander verschlungen. So ruft die Darstellung des empfindlichen Gleichgewichts zwischen den miteinander verbundenen Ökosystemen Kambodschas und Chinas zu einem gewaltfreien Tanz und einer gedeihlichen Verbindung zwischen den beiden Partnern auf.
Über "Rubber Man"
In Rubber Man gießt Khvay Samnang einen Eimer mit milchigem Saft von Kautschukbäumen über seinen nackten Körper. Seine Aktion lenkt die Aufmerksamkeit auf die ausufernde Abholzung in Kambodscha. Dort werden Naturwälder gerodet, um Plantagen anzulegen. Das verändert das gesamte Ökosystem ebenso wie die sozialen Strukturen. Das Khmer-Wort für Gummi kawsaou ist eine Umschrift des französischen Worts caoutchouc, das wiederum auf den indigenen, südamerikanischen Begriff kawchu zurückgeht, der weinender Baum bedeutet. Hier verweist bereits die Sprache auf Jahrhunderte weltumspannender kolonialer Gewalt, in der Kautschukplantagen von Brasilien bis nach Kambodscha eine wirtschaftliche Rendite versprachen.
Über "Untitled"
Das Video zeigt Khvay Samnang, der bis zur Taille in einem See steht und Eimer voller Sand über seinem Kopf auskippt. Er stellt seinen eigenen Körper ins Zentrum seiner Performances und steht den Betrachtenden frontal gegenüber. Seriell wiederholt sich das Motiv in der Videoinstallation immer wieder. Khvay Samnang setzt sich mit der Privatisierung der ursprünglich öffentlichen Seen von Phnom Penh auseinander. Tausende Bewohner aus der Umgebung wurden umgesiedelt, um das Land für kommerzielle Zwecke nutzbar zu machen. Ungefähr viertausend Familien sind aus der Umgebung des Boeung Kak-Sees im Stadtzentrum vertrieben worden.
Darüber hinaus hat die Zerstörung der Feuchtgebiete die Überschwemmungen in der Stadt verstärkt, die jährlich zudem starkem Monsun-Regen ausgesetzt ist. In insgesamt neun Performances vollzieht er immer wieder die gleiche Handlung im öffentlichen Raum: Während die Sicherheitskräfte in der Mittagspause sind, begräbt er sich mit Sand, schüttet Eimer für Eimer über den Kopf, bis eine Pyramide entsteht. Oder er setzt sich an verschiedenen Gewässern mittig ins Bild. Mit dieser einfachen, aber deutlichen Geste verweist er mit Dinglichkeit auf die Enteignung und Privatisierung der Seen. Mit diesem öko-ästhetischen Imperativ fordert er den Widerstand der Betrachter:innen heraus, sich dieser sozialen und ökologischen Gewalt entgegenzusetzen
Über "Preah Kunlong"
Die Videoinstallation Preah Kunlong zeigt das letzte zusammenhängende Waldgebiet Kambodschas mit seinem pulsierenden Leben: Die Geräusche von Regen, Wasserfällen, Insekten und anderen Tieren überlagern sich und verschmelzen in der üppigen, sattgrünen Landschaft. Dennoch gibt es ein Geräusch, das diese ansonsten stimmige Klangkulisse stört: das angestrengte Atmen des Tänzers Nget Rady, während er die Haltung einer auf dem Rücken liegenden Schildkröte einnimmt. In der Videoarbeit tanzt er mit verschiedenen Tiermasken, die aus einheimischen Rank- oder Schlingpflanzen des Areng-Tals geflochten wurden und die als skulpturale Elemente Teil der Installation sind. In dem Tal in der südwestlichen Provinz Koh Kong leben die Chong, eine indigene Gemeinschaft. Ihre Lebensweise beruht auf der Wertschätzung aller Körper im Wald, der menschlichen und nicht-menschlichen, und ihrer Geister – insbesondere die der Tiere, deren Spuren die Chong in der Trockenzeit zu Wasserquellen führen: Preah lässt sich als Gott oder Geist übersetzen, Kunlong als Weg oder Fußabdruck.