Geförderte Künstlerinnen: Pauline Boudry und Renate Lorenz
Ausstellungseröffnung: 21. November, 18:00 - 21:00 Uhr, 18:30 Uhr: Aktivierung der Ausstellung durch Performance, kuratiert von Voin de Voin: Jana Pencheva, Elitsa Mateva, Viktor Stransky, Voin de Voin
Pauline Boudry / Renate Lorenz arbeiten seit 2007 zusammen. In ihren Filmen und Installationen hinterfragen sie traditionelle Verhaltensnormen durch ungewöhnliche Aktionen, Kompositionen und Körperhaltungen. Die Choreografie ihrer Arbeiten ist unerwartet und magisch. Die Künstlerinnen beziehen sich auf den französisch-karibischen Dichter, Gelehrten und Aktivisten Édouard Glissant, der die Idee des Rechts auf Undurchsichtigkeit als Widerstand gegen übermäßige Kategorisierung und gewaltsame Formen des "Verstehens" entwickelte. In der Tat beruhen ihre künstlerischen Mittel auf der Einbeziehung der Fantasie, auf der Unantastbarkeit des Persönlichen, das durch den Druck zur Transparenz bedroht ist. Deshalb hinterlassen ihre Werke oft das beunruhigende Gefühl, dass nicht alles vollständig enthüllt wird.
Die Videoinstallation "Moving Backwards" mit den Performern Julie Cunningham, Werner Hirsch, Latifa Laâbissi, Marbles Jumbo Radio und Nach ist ein zentraler Teil der Installation, die bereits im Schweizer Pavillon auf der Biennale 2019 in Venedig gezeigt wurde. Die Kamera bewegt sich unermüdlich von rechts nach links und von links nach rechts im gleichen Tempo. Einige Schritte, Soli und Gruppentänze werden rückwärts getanzt, andere werden digital umgedreht. Zum Beispiel führt ein Tänzer seinen Tanz rückwärts auf. Das Filmmaterial wird dann in der Nachbearbeitung wieder umgedreht. In anderen Momenten wird nur die Musik umgedreht. All dies schafft Zweifel und zeitliche Unklarheiten, da man nie weiß, ob man die Vergangenheit oder die Zukunft einer Bewegung sieht. Der Film ist inspiriert von den Frauen der kurdischen Guerillabewegung, die, um den Feind zu täuschen, ihre Schuhe verkehrt herum trugen, wenn sie von einem Ende des verschneiten Gebirges zum anderen gingen - eine Taktik, die ihnen das Leben rettete. Es sieht aus, als würden sie rückwärts gehen, aber in Wirklichkeit gehen sie vorwärts. Und zwar in die entgegengesetzte Richtung. "Moving Backwards" verbindet postmoderne Choreografie und urbanen Tanz mit Elementen aus der queeren Underground-Kultur.
Pauline Boudry und Renate Lorenz verwenden in ihren Arbeiten häufig Mikrofone. Die Videoinstallation "Silent" aus dem Jahr 2016 (gezeigt bei Sofia Art Projects Vol. 1, 2021, im Sofia Largo) zeigt eine stumme Figur vor einer Reihe von Mikrofonen - ein Symbol der Stille, die ein Effekt repressiver Politik, aber auch eine aktive Form des Widerstands sein kann. In der Galerie Structura zeigen die Künstlerinnen mehrere Installationen, eine davon mit in Bulgarien erworbenen Mikrofonen, die Spuren des öffentlichen Sprechens und Singens während der sozialistischen Ära tragen. Diese Werke, die weder Skulpturen noch Requisiten sind, scheinen aus dem Film herausgetreten zu sein oder auf eine Aktivierung durch eine:n menschliche:n Künstler:in/Aktivisten:in zu warten, oder einfach nur öffentliche Versammlungen untereinander abzuhalten.
Das Programm Ausstellungsförderung unterstützt zeitgenössische Künstler:innen dabei, Kunstprojekte im Ausland zu realisieren.
Das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen engagiert sich weltweit für ein friedliches und bereicherndes Zusammenleben von Menschen und Kulturen. Das ifa fördert den Kunst- und Kulturaustausch in Ausstellungs-, Dialog- und Konferenzprogrammen und agiert als Kompetenzzentrum der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Es ist weltweit vernetzt und setzt auf langfristige, partnerschaftliche Zusammenarbeit. Das ifa wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart.
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