Sibylle Bergemann (1941–2010) zählt zu den wichtigsten deutschen Fotografinnen der letzten Jahrzehnte. Bekannt wurde die Ostberlinerin zunächst als Modefotografin. Sie war aber auch eine wichtige Vertreterin des fotografischen Essays und eine genaue Beobachterin. "Mich interessiert der Rand der Welt, nicht die Mitte. Das Nichtaustauschbare ist für mich von Belang. Wenn etwas nicht ganz stimmt in den Gesichtern oder Landschaften", sagte Bergemann einst. Der gesellschaftliche Kontext spielt in ihrem Werk eine zentrale Rolle. Ihre Bilder sind geprägt von der kritischen Auseinandersetzung mit der DDR. Das Foto ist nicht nur Abbildung, sondern gibt Aufschluss über die Wirklichkeit. Es interpretiert diese und bezieht Stellung. Die Fotografien werden Symbol, spiegeln Geschichten und spielen mit der Sehnsucht der Betrachterin oder des Betrachters. Mit ihren Bildern schrieb Bergemann Fotogeschichte.
Die Ausstellung "Sibylle Bergemann. Photographien" stellt das Gesamtwerk der Künstlerin vor. Bergemann arbeitete seriell, dokumentierte aber auch Themen über einen längeren Zeitraum hinweg. Einen Schwerpunkt im Werk Sibylle Bergemanns bilden Mode- und Porträtfotografien – entstanden für "Sibylle" oder "Geo". Die Fokussierung auf situative und szenische Bilder begann Bergemann in den späten 1960er-Jahren in Berlin. Später folgten die Schauplätze New York, Paris, Tokyo oder São Paulo. Über viele Jahre arbeitete sie mit Polaroids und bis 1990 überwiegend in Schwarz-Weiß. Sie gehört zu den wenigen Fotografinnen und Fotografen, die Farbe nicht illustrativ, sondern als konstitutives Element einsetzen. Nach der Wende war Sibylle Bergemann Mitbegründerin der Agentur Ostkreuz und Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.
Kurator:innen:
Matthias Flugge (ifa), Małgorzata Ruszkowska (MNG)
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