Materialien beim Workshop der Martin Roth-Initiative 2018 in Berlin

Menschenrechte und Kunstfreiheit zusammen denken

Forschung und Praxis zu internationalen Schutzprogrammen: Veranstaltung und neue Veröffentlichungen der Martin Roth-Initiative

Stuttgart/Berlin, 17.09.2020 – Mit welchen Herausforderungen sind internationale Schutzprogramme für gefährdete Kulturschaffende und andere zivilgesellschaftliche Gruppen konfrontiert, was sind ihre Perspektiven? Wie kann die Arbeit und das Wohlergehen der Menschen gefördert werden, die an Schutzprogrammen teilnehmen. Und wie geht ihr Leben nach dem Exil weiter?

Auf einer heutigen digitalen Konferenz der Martin Roth-Initiative (MRI) diskutierten rund 50 Teilnehmende über aktuelle Herausforderungen, mit denen sich Schutzprogramme auseinandersetzen müssen. Die Online-Veranstaltung "Defending Human Rights. Promoting Artistic Freedom. Research and Practice of Temporary International Relocation Initiatives" führte Expertinnen und Experten sowohl aus der Menschenrechtsszene als auch aus Kunst und Kultur zusammen, ebenso wie Forschende und Fachleute, die in Schutzprogrammen arbeiten. Die MRI ist ein Gemeinschaftsprojekt des ifa (Instituts für Auslandsbeziehungen) und des Goethe-Instituts. Sie wird gefördert vom Auswärtigen Amt.

In ihrem Grußwort verwies Michelle Müntefering, Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, auf die Bedeutung von Programmen zum Schutz verfolgter zivilgesellschaftlicher Akteure: "Auf der ganzen Welt wird die Meinungsfreiheit zunehmend eingeschränkt. Vielerorts ist es mittlerweile brandgefährlich, seine Meinung zu sagen oder kritisch zu berichten. Kulturschaffende sind davon genauso betroffen wie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Journalisten und Journalistinnen oder Menschenrechtsverteidiger und Menschenrechtsverteidigerinnen. Mit Programmen wie der Martin Roth-Initiative schaffen wir Räume der Freiheit und des Austauschs in einer Zeit der Abschottung. Internationale Kulturpolitik, die Stärkung der Zivilgesellschaft und der Schutz der Menschenrechte gehören zusammen. Das ist ein Grundpfeiler unserer Außenpolitik."

Neben Müntefering richtete auch Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, ein Grußwort an die Teilnehmenden: "Kunst und Kultur können tiefgreifend zum gesellschaftlichen Wandel beitragen. Wir erleben jedoch, wie der Druck auf Künstlerinnen und Künstler an vielen Orten der Welt wächst und deshalb zivilgesellschaftliche Schutzprogramme immer mehr an Bedeutung gewinnen. Das Goethe-Institut begegnet diesem Druck seit vielen Jahren, indem es seine Häuser als physische Freiräume zur Verfügung stellt und innovative Kulturprogramme fördert. Bisweilen reicht dies nicht aus. Dann ist die Martin Roth-Initiative ein sehr wichtiges Instrument, um Schutz zu bieten."

Grundlage der Diskussion boten vier dieses Jahr veröffentlichte Studien (s.u.) des MRI-Forschungsprogramms, das beim ifa angesiedelt ist. Eine der Studien fragt, welchen Einfluss Schutzaufenthalte im Ausland auf die Heimatgesellschaften von gefährdeten Menschenrechtsverteidigern und ‑verteidigerinnen haben. Eine andere Studie beschäftigt sich mit Potenzialen für die bessere Zusammenarbeit zwischen existierenden Schutzprogrammen, deren Zahl erst in den letzten Jahren zunahm. In zwei Workshops im Rahmen der Veranstaltung setzte sich die Fachcommunity mit den Themen der beiden weiteren Studien vertieft auseinander: Was brauchen zivilgesellschaftliche Akteure im Exil für ihr psychosoziales Wohlbefinden (sog. "Wellbeing")? Was sind Bedingungen dafür, dass Teilnehmende nach Ende ihres Auslandsaufenthalts sicher in ihr Heimatland zurückkehren können, und was sind Alternativen dazu, falls dies nicht möglich ist?

Informationen zu den Publikationen:

  • "Wellbeing During Temporary International Relocation: Case Studies and Good Practices for the Implementation of the 2019 Barcelona Guidelines" von Patricia Bartley, erschienen im Juli 2020 im Rahmen des Forschungsprogramms der MRI.
  • "Relocation Initiatives and Their Impact on Home Communities: Case Study of Kenyan Human Rights Defenders" von Patrick Mutahi und Salome Nduta, erschienen im Mai 2020 im Rahmen des Forschungsprogramms der MRI und der ifa-Edition "Kultur und Außenpolitik".
  • "The Challenges of Safe Return: Supporting Civil Society Actors After Temporary Relocation" von Stanley Seiden, erschienen im September 2020 im Rahmen des Forschungsprogramms der MRI und der ifa-Edition "Kultur und Außenpolitik".
  • "Collaboration Between Temporary Relocation Initiatives: Potentials, Challenges and Next Steps" von Nathalie van Schagen, erschienen im September 2020 im Rahmen des Forschungsprogramms der MRI und der ifa-Edition "Kultur und Außenpolitik".

Die Publikationen finden Sie als PDF zum kostenlosen Download unter www.ifa.de/forschung/forschungsprogramm-martin-roth-initiative :

Ein Rezensionsexemplar senden wir Ihnen gerne auf Anfrage an presse(at)ifa.de zu.

Die Martin Roth-Initiative ermöglicht seit ihrer Gründung 2018 gefährdeten Kunst- und Kulturschaffenden, die sich in ihrem Heimatland für die Freiheit der Kunst, für Demokratie und Menschenrechte engagieren, temporäre Schutzaufenthalte in Deutschland oder an sicheren Orten in ihrer Heimatregion. Um das Wissen über Schutzprogramme, ihre Herausforderungen und bewährte Praktiken zu fördern und bestehende Programme zu verbessern, widmet sich ein Tätigkeitsfeld der Martin Roth-Initiative der begleitenden Forschung. Die Ergebnisse werden regelmäßig veröffentlicht und auf Veranstaltungen diskutiert, um den Austausch zwischen Forschenden und der globalen Praxisgemeinschaft anzuregen. Die MRI ist ein Gemeinschaftsprojekt des ifa (Instituts für Auslandsbeziehungen) und des Goethe-Instituts. Es wird gefördert vom Auswärtigen Amt. www.martin-roth-initiative.de

Über das ifa
Das ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) ist Deutschlands älteste Mittlerorganisation. Es engagiert sich weltweit für ein friedliches und bereicherndes Zusammenleben von Menschen und Kulturen. Das ifa fördert den Kunst- und Kulturaustausch in Ausstellungs-, Dialog- und Konferenzprogrammen und agiert als Kompetenzzentrum der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Es ist weltweit vernetzt und setzt auf langfristige, partnerschaftliche Zusammenarbeit. Das ifa wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart. www.ifa.de

Über das Goethe-Institut
Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit 159 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit. www.goethe.de


Pressekontakt:

ifa (Institut für Auslandsbeziehungen), Guido Jansen-Recken, Referent Kommunikation, Tel. 030.28449.119, presse(at)ifa.de

Martin Roth-Initiative (MRI), Dr. Lisa Bogerts, Wissenschaftliche Koordinatorin MRI-Forschungsprogramm, Tel. 0173.274.5988, lb(at)martin-roth-initiative.de