Luxusgut Menschenrechte? ifa-Podcast zum Tag der Menschenrechte

"Lage für Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger verschlechtert sich weltweit" / Ausbau der Projektarbeit des ifa (Institut für Auslandsbeziehungen)

Stuttgart/Berlin, 07.12.2020 – Am 10. Dezember 1948 verabschiedeten die Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Im Podcast "Die Kulturmittler" des ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) spricht Menschenrechtsexpertin Barbara Lochbihler darüber, wie es weltweit um sie bestellt ist.

Menschenrechte kein "nice to have"

"Menschenrechte sind der Kern und die Grundlage von guter Regierungsführung und kein 'nice to have' ", so Barbara Lochbihler. In der aktuellen Podcast-Folge gibt sie einen kurzen Einblick in die Geschichte der Menschenrechte, spricht über ihre Bedeutung für aktuelle Außenpolitik und betont die sich zunehmend verschlechternde Lage für Menschenrechtsverteidiger und -verteidigerinnen weltweit: "Viele der Menschen, die für die Umsetzung der Menschenrechte in ihren Ländern und für ihre Mitmenschen kämpfen, die zahlen dafür einen hohen Preis."

Systematische Brutalität und zunehmende Gewalt

Die Expertin konstatiert in einzelnen Staaten eine regelrechte "Systematik an Brutalität" gegen Aktivistinnen und Aktivisten vor Ort. "Das Ausmaß von Gewalt und Zwangsmaßnahmen gegen zivilgesellschaftlichen Protest, das hat zugenommen. […] Autoritäre Regierungen sind auch innerhalb der UN und scheuen nicht, ihre eigenen Landsleute, die da zu Menschenrechtsproblemen reden, anzugreifen und auch zu bedrohen. Das ist eine sehr besorgniserregende Tendenz."

Barbara Lochbihler

Barbara Lochbihler ist Menschenrechtsexpertin. Von 1992 -1999 war sie Generalsekretärin der Women's International League for Peace and Freedom, mit Beraterstatus bei der UN in Genf. Von 1999 bis 2009 war sie Generalsekretärin bei Amnesty International Deutschland. 2009 wurde sie für die Grünen ins Europäische Parlament gewählt und hatte dort das Amt der Vorsitzenden des Menschenrechtsausschusses und der außen- und menschenrechtspolitischen Sprecherin der Fraktion inne. Ihre mehr als dreißig Jahre umfassende Expertise bringt sie nun in ihre Tätigkeit als gewählte Expertin im UN-Ausschuss gegen das Verschwindenlassen, als Lehrbeauftragte an der FAU Erlangen-Nürnberg und als Vorstandsmitglied der Martin-Ennals-Foundation. www.barbaralochbihler.de

"Die Kulturmittler"

Der ifa-Podcast "Die Kulturmittler" erscheint monatlich auf allen gängigen Podcast-Playern und befasst sich mit Fragen rund um die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Die aktuelle 21. Folge "Luxusgut Menschenrechte?" finden Sie unter www.ifa.de/21-luxusgut-menschenrechte-mit-barbara-lochbihler.

Verstärkte Projektarbeit des ifa im Bereich Menschenrechte

Um gefährdete Menschenrechtsverteidigerinnen und –verteidiger zu schützen, hat das Auswärtige Amt in Zusammenarbeit mit dem ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) im Juni 2020 die Elisabeth-Selbert-Initiative (ESI) gegründet. Die Initiative bietet temporäre Schutzaufenthalte für Menschenrechtsverteidigerinnen und –verteidiger, die wegen ihres Engagements für die Einhaltung der Menschenrechte von körperlicher und psychischer Gewalt, Verhaftung, Berufsverbot oder gar Mord bedroht sind. Während dieser Schutzaufenthalte haben sie die Möglichkeit, sich persönlich zu erholen, Traumata zu bewältigen oder ihrer beruflichen Weiterbildung und Netzwerkarbeit nachzugehen. www.ifa.de/foerderungen/elisabeth-selbert-initiative

Schon 2018 wurde die Martin Roth-Initiative (MRI) als Gemeinschaftsprojekt vom ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) und dem Goethe-Institut ins Leben gerufen, um auf den weltweiten Rückgang vorpolitischer Freiräume zu reagieren. Die MRI schützt Kunst- und Kulturschaffende, die sich in ihrem Heimatland für die Freiheit der Kunst, Demokratie und Menschenrechte engagieren, indem sie temporäre Schutzaufenthalte in Deutschland oder in Drittstaaten ermöglicht. www.ifa.de/foerderungen/martin-roth-initiative

Ein weiteres Projekt des ifa feierte 2020 bereits sein 15jähriges Jubiläum: Das CrossCulture Programm bietet unter anderem im Bereich Menschenrechte und Frieden für hauptamtlich Berufstätige, freiwillig Engagierte sowie zivilgesellschaftliche Organisationen aus Deutschland und zahlreichen Partnerländern Austausch-, Vernetzungs- und Kooperationsmöglichkeiten. Das Programm regt den direkten Austausch zwischen Individuen und Organisationen an und trägt dazu bei, über Ländergrenzen hinweg zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure miteinander in Kontakt zu bringen und voneinander zu lernen. www.ifa.de/foerderungen/crossculture-programm

Über das ifa

Das ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) ist Deutschlands älteste Mittlerorganisation. Es engagiert sich weltweit für ein friedliches und bereicherndes Zusammenleben von Menschen und Kulturen. Das ifa fördert den Kunst- und Kulturaustausch in Ausstellungs-, Dialog- und Konferenzprogrammen und agiert als Kompetenzzentrum der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Es ist weltweit vernetzt und setzt auf langfristige, partnerschaftliche Zusammenarbeit.
Das ifa wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart. www.ifa.de

Pressekontakt: ifa (Institut für Auslandsbeziehungen), Stabsbereich Kommunikation, Guido Jansen-Recken, Tel. +49 (0)30 284491 19, presse(at)ifa.de