ARE YOU FOR REAL geht in die zweite Phase: Kosmo-Cluster über Computerprozesse, Handlungsmacht und Magie

Die digitale Ausstellung ARE YOU FOR REAL geht in die zweite Phase: Die neuen Kuratorinnen Giulia Bini und Lívia Nolasco-Rózsás stellen die Frage, in welcher Beziehung Computer und Wissenschaften zur Realität stehen. Drei so genannte Kosmo-Cluster von unterschiedlichen Künstler:innen entwickeln 2023 im Auftrag des ifa – Institut für Auslandsbeziehungen alternative Welten und kombinieren Technologie und Magie. Zum Abschluss der ersten Phase erzählt die angolanische Architektin und Kuratorin Paula Nascimento im neuen Podcast "Die Kulturmittler:innen" worauf es beim Kuratieren heute ankommt.

 

 

Stuttgart/Berlin, 08.08.2023 — Mit seiner digitalen Plattform ARE YOU FOR REAL fördert das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen zeitgenössische co-kreative Ausstellungspraktiken: Das Kunstprojekt lädt zum Dialog über Experimente des digitalen Weltenbauens, ästhetische Untersuchungen sowie performative politische Überlegungen ein. Thematisiert werden die materiellen und immateriellen Aspekte des Digitalen und wie diese in unterschiedlichen Disziplinen wahrgenommen werden. Künstler:innen, Forschende und Programmierer:innen werden beauftragt, Arbeiten zu konzipieren, die ihr Verständnis der Realität vermitteln.

ARE YOU FOR REAL, 2020 vom ifa initiiert, geht im August in die zweite Phase, die von Giulia Bini und Lívia Nolasco-Rózsás kuratiert wird. Eine neu in Auftrag gegebene partizipative digitale Arbeit des post-kritischen Designkollektivs The Rodina steht im Zentrum. Gerahmt wird es von thematisch abgestimmten künstlerischen Arbeiten von GUO Cheng und Weihao Qiu, Theodoulos Polyviou mit Loukis Menelaou, Wisrah Villefort, Nushin Yazdani und Can Karaalioglu sowie Tatyana Zambrano. Sie sind auf einer Online-Plattform zu entdecken, die von Yehwan Song konzipiert und programmiert worden ist. Weitere Auftragsarbeiten von Miriam Simun and Sahej Rahal werden später im Jahr veröffentlicht.

Are you for real? Diese Frage zu stellen – wörtlich: Bist Du echt? – wäre eher sonderbar, hätten wir keine Technologien zur Hand, die Reales nicht nur darstellen können, sondern auch imstande sind, Realitäten zu generieren. Mit ihrer enormen Rechenleistung führen Computer zu einem gewandelten Verständnis davon, was "real" ist und wie zwischen Realem und dem nur Möglichen, dem Virtuellen und Tatsächlichen unterschieden werden sollte. Die Einsicht, dass Computerprozesse und die wissenschaftliche Forschung zwei treibende Kräfte sind, die unsere Realitäten prägen, steht im Fokus der zweiten Ausstellungsphase von ARE YOU FOR REAL.

Das erste so genannte Kosmo-Cluster von Kunstwerken setzt sich mit infrastrukturellen Fragen auseinander. Thematisiert werden die vielfältigen Formen der Abhängigkeit der von Computern generierten virtuellen Welten von unserem Planeten, wobei die künstlerischen Arbeiten ihrerseits auf die Bilder, Beziehungen und Daten des Ökosystems Erde angewiesen sind, um sich Alternativen zu der Welt vorzustellen, der sie entstammen.

Das zweite Cluster widmet sich dem, was nie war, aber hätte sein können; die hier versammelten Kunstwerke entwickeln Vorstellungen über die regenerative Kraft des Virtuellen und die möglichen Auswirkungen auf Szenarien der realen Welt, wie Ökosysteme oder nichtmenschliche und artübergreifende Allianzen. Hier finden wir uns mit Untersuchungen konfrontiert, die von Menschen und Maschinen kollaborativ unternommen werden und die alternative Erzählungen zu Themen wie Technologie und künstliche sowie natürliche Handlungsmacht entwickeln.

Die Künstler:innen der Arbeiten im dritten Cluster beleuchten die Strukturen, die unserer Realität zugrunde liegen. Sie versuchen diese zu rekonstruieren, indem sie Technologie und Magie kombinieren oder uralten Traditionen neue Form geben. Heute, während die Fundamente der Wirklichkeit unter dem Druck der Technologie zu bröckeln beginnen, wird uns immer deutlicher bewusst, dass Realität keineswegs eine gegebene Konstante ist, sondern vielmehr eine verwickelte Struktur, die sich im Zustand kontinuierlichen Werdens befindet.

Zum Abschluss der ersten Phase spricht eine der Kurator:innen über ihre persönlichen Erfahrungen aus kollaborativen und interdisziplinären Projekten. Die freiberufliche Kuratorin und Architektin Paula Nascimento berichtet davon in der neuen Folge "Curating art: transnational, collaborative, and interdisciplinary" des ifa-Podcasts "Die Kulturmittler:innen".
Außerdem gibt sie Auskunft darüber, wie vielschichtig das Kuratieren mittlerweile ist. Während sich der Kurator:innen-Beruf früher ausschließlich auf Museen beschränkte, hat sich die Rolle der Kurator:innen im Laufe der Zeit stark gewandelt. Heute kuratieren sie nicht nur, sondern gestalten und vermitteln auch. Sie arbeiten interdisziplinär und über Grenzen von Fachbereichen und Medien hinweg, sowohl in physischen als auch virtuellen Räumen.

Paula Nascimento ist Teil dieses sich ständig wandelnden Prozesses. Ihre Teilnahme an interdisziplinären und kollaborativen Projekten hat ihr eine einzigartige Perspektive auf ihren Beruf gegeben, die sie in dieser Folge mit uns teilt.

In dieser Folge werfen wir außerdem einen Blick auf die Bedeutung internationaler Ausstellungen wie die Venedig Biennale, bei der Nascimento 2013 den angolanischen Pavillon co-kuratierte. Es war das erste und einzige Mal, dass ein afrikanisches Land den Goldenen Löwen auf der Biennale erhielt.

Über das ifa

Das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen setzt sich gemeinsam mit Partnern weltweit ein für die Freiheit in Kunst, Forschung und Zivilgesellschaft. Es gibt Aktivist:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen eine Stimme, fördert Kooperationen und verfolgt seine Ziele verstärkt mit europäischen Partnern. Basierend auf seinen Kernkompetenzen Kunst, Forschung und Zivilgesellschaft baut das ifa Netzwerke auf, um nachhaltige Wirkung zu erzielen.

Das ifa wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart.

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