Berlin, 10.11.2022 – Der seit 2017 inhaftierte und zu lebenslanger Haft verurteilte türkische Mäzen und Unternehmer Osman Kavala wurde in Berlin mit dem "ifa-Preis für den Dialog der Kulturen" des ifa – Institut für Auslandsbeziehungen ausgezeichnet. Zahlreiche Vertreter:innen der türkischen Diaspora waren bei der Preisverleihung anwesend.
Osman Kavala formulierte in seinem Grußwort: "So können wir einen wahrhaftigen Dialog führen und einen echten Frieden erreichen, und jeder Einzelne kann sich als Teil einer globalen Gemeinschaft fühlen. Dazu bedarf es, so glaube ich, geistiger und emotionaler Brücken, wie sie die Kunst baut, indem sie die Komplexität der menschlichen Verhältnisse zeigt und uns gleichzeitig an unsere gemeinsamen Gefühle, Bedürfnisse und Fähigkeiten erinnert. Ich glaube mehr als alles andere, dass die Kunst dazu beitragen kann, den Traum von einer Weltgemeinschaft zu verwirklichen, die von einem wirklich universalistischen Humanismus geprägt ist."
In seiner Laudatio auf Osman Kavala betonte Wolfgang Schäuble: "Denn wo doch schon in freien Ordnungen der Gleichklang aus staatlicher und privater Kulturförderung so unerlässlich ist für den demokratischen Diskurs, da ist der Beitrag von Mäzenen wie Kavala nicht hoch genug zu schätzen, in einem System, das Kunst und Kultur denn oft für sich und seine propagandistischen Zwecke zu vereinnahmen sucht. In diesen repressiven Systemen ist die private Förderung von Kunst und Kultur mehr denn je gefragt als Nährboden für mündiges, kritisches und freies Denken."
Der Präsident des ifa, Prof. Ulrich Raulff, unterstrich: „Fragen Sie Osman Kavala. Fragen Sie ihn, was es heißt, in einem Land wie der Türkei Bildungseinrichtungen für Unterprivilegierte zu fördern. Sich für Menschen- und Bürgerrechte einzusetzen. Für Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit. Für die Erinnerung an das, was mit den Armeniern geschehen ist. Fragen Sie ihn, was es kostet, in seinem Land mit George Soros verglichen zu werden. Wie gefährlich das ist. Und weshalb es einen am Ende ins Hochsicherheitsgefängnis bringt, als Staatsfeind gebrandmarkt, Geisel eines Autokraten.
Gitte Zschoch, Generalsekretärin des ifa sagte: "Es geht in unserer Arbeit um Menschen. Menschen, die sich für Kultur, für Freiheit, für gemeinsame Werte, für globale Gerechtigkeit, für die Zukunft einer freien Gesellschaft in der Türkei, im Iran, Russland, in allen Ländern der Welt einsetzen. Die jahrelangen vertrauensvollen Beziehungen, die fragilen Netzwerke zu Akteur:innen in allen Teilen der Welt, die sich gerade ermächtigen, brauchen daher umso mehr – vielleicht mehr als je zuvor – die Unterstützung Deutschlands und Europas. Sie brauchen die Gewissheit, dass sie nicht allein sind."
Osman Kavala wählt die Organisation Rengarenk Umutlar Derneği (Verein der farbenfrohen Hoffnung) aus, die eine Förderung von 10.000 Euro erhält. Der Verein setzt sich seit vielen Jahren für die Rechte und Freiheiten von Kindern im Südosten der Türkei ein. Er hat sich als Ziel gesetzt, Kindern, die von den jüngsten Konflikten in der Stadt Sur in der Provinz Diyarbakır betroffen sind, darin zu helfen, ihre Traumata zu bearbeiten.
Seit 2009 zeichnet das ifa Persönlichkeiten und Institutionen aus, die mit ihrem sozialen, gesellschaftspolitischen oder künstlerischen Engagement Herausragendes für den Dialog der Kulturen leisten. Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen Jahre waren u.a. Igor Levit, Pianist, Federica Mogherini, ehemalige Hohe Vertreterin der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik, Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor der Staatsoper Berlin, die Künstlerin Yoko Ono und Human Rights Watch. Bedachte Organisationen waren u.a. HateAid, die Beratungsstelle für Betroffene digitaler Gewalt, Global Coalition to Protect Education from Attack oder Notre Europe.
Weitere Informationen: www.ifa.de/ifa-preis
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Über das ifa
Das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen setzt sich als Mittler und Akteur mit seinen Netzwerken, Projekten und seiner Forschung weltweit für die Freiheit in Kunst, Zivilgesellschaft und Wissenschaft ein. Es schafft analoge und digitale Räume für Begegnung, Austausch, Aushandlung und Ko-Kreation.
Es wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart. www.ifa.de
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ifa – Institut für Auslandsbeziehungen, Stabsbereich Kommunikation
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