Man sieht die Tuschezeichnung "Fast getrennt" von Willy Wolff aus der ifa Sammlung.
"Publik machen", Willy Wolff, "Fast getrennt", 1961-1963, ifa Sammlung / aus dem Bestand des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR (ZfK), Foto: Kai Loges, © ifa

Aufarbeitung der Transformation nach 1989/90 begonnen

Fortsetzung des Dialogs am 9. November 2025

Berlin / Stuttgart, 30. Oktober 2025 – Zum 36. Jahrestag des Mauerfalls richtet das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen den Blick auf ein zentrales Kapitel seiner eigenen Geschichte: den Umgang mit der Kunst aus der DDR. Mit Forschungsprojekten, digitalen Ausstellungen und öffentlichen Dialogformaten arbeitet das ifa die Transformation der deutschen und internationalen Kunstlandschaft nach 1989/90 kritisch auf und macht bislang wenig sichtbare künstlerische Positionen neu zugänglich.

"Die Kunstwerke aus dem Zentrum für Kunstausstellungen der DDR sind auch nach 35 Jahren ambivalentes Erbe. Sie zu erforschen hilft uns, die kulturelle Transformation nach 1989/90 besser zu verstehen – und damit auch die Rolle, die das ifa selbst dabei gespielt hat", betont Gitte Zschoch, Generalsekretärin des ifa. "Diese Auseinandersetzung ist ein Beitrag zu einer differenzierten Erinnerungskultur und zu einer internationalen Kunstpolitik, die beide deutsche Erfahrungen umfasst."

Die ZfK-Sammlung – ein Kapitel deutsch-deutscher Kulturgeschichte

Das 1973 gegründete Zentrum für Kunstausstellungen der DDR (ZfK) war eine zentrale staatliche Einrichtung des internationalen Kulturaustauschs der DDR. Mit rund 80 Mitarbeiter:innen organisierte es jährlich ca. 130 Ausstellungen, davon 50-80 Kunstausstellungen in Zusammenarbeit mit ausländischen Partnerorganisationen. Nach dem Ende der DDR musste das ZfK zum 31. Dezember 1990 seine Arbeit einstellen – trotz öffentlicher Debatten um seinen Fortbestand.

Das ifa, das einen vergleichbaren Auftrag im Westen erfüllte, führte den auswärtigen Kunstaustausch des vereinten Deutschlands fort und übernahm den grafischen Bestand des ZfK: rund 10.000 Werke von 630 Künstler:innen. Dieses Konvolut bildet heute einen bedeutenden Teil der ifa-Kunstsammlung, die insgesamt etwa 24.000 Werke umfasst – darunter Arbeiten von Käthe Kollwitz, Carlfriedrich Claus, Gerhard Richter, Erika Stürmer-Alex und vielen anderen.

In einem laufenden Forschungsprojekt in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung untersucht das ifa die Entstehung, Geschichte und Rezeption dieser Sammlung mit besonderem Fokus auf das Jahr 1990 als Wendepunkt. Teil dessen ist die Online-Ausstellung "Publik machen". Sie zeigt Werke von 1919 bis 1988 – darunter Druckgrafiken, Aquarelle, Zeichnungen, Kleinplastiken und Künstlerbücher – und macht die stilistische Vielfalt und internationale Vernetzung der Kunst in der DDR deutlich. Online ist die Ausstellung einsehbar unter: www.agora.ifa.de.

Zeitgleich erscheint ein begleitender ifa-Podcast zum ZfK und seiner Geschichte, der am 6. November 2025 veröffentlicht wird. Mit der Kunsthistorikerin Dr. Sarah Alberti und Kuratorin Susanne Weiß, moderiert von Amira El Ahl, wird diskutiert, welche Rolle Ausstellungen als politische Formate haben, wie Kunst Erinnerungen bewahrt, wie Geschichte sichtbar gemacht und gesellschaftliche Brüche sowie kollektive Identität reflektiert werden können. Sie sprechen auch über die Rolle von Institutionen, die Bedeutung von Ausstellungen und Vermittlungsformaten und wie Erinnerungskultur heute weitergedacht werden kann.

Kontinuität des Dialogs – Symposium und Folgeveranstaltung

Die Aufarbeitung der Transformationszeit spiegelte sich auch im Symposium "Der Westen musste nicht im Osten ankommen!", das das ifa 2024 gemeinsam mit dem Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart veranstaltete. Rund 1.200 Besucher:innen diskutierten über die Folgen der Transformation nach 1989/90 für die Kunstwelt. Ein nun erschienener Bericht fasst die Diskussionen und konkrete Handlungsempfehlungen zusammen – von der Einrichtung eines Sonderfonds für DDR-Kunst bis zur stärkeren Einbindung ostdeutscher Perspektiven in Kulturinstitutionen.

Am 9. November 2025, genau ein Jahr nach dem Symposium, wird der Dialog fortgesetzt: Die Kunsthistorikerin Dr. Sarah Alberti spricht im Hamburger Bahnhof mit den Künstler:innen Dana Lorenz, Sophia Kesting, David Polzin und Eric Meier über ihre künstlerischen Perspektiven auf die Wiedervereinigung und die anhaltenden Umbrüche im vereinten Deutschland.


Aktuelle künstlerische Perspektiven auf die Folgen der Wiedervereinigung
 

Sonntag, 9. November 2025, 15:00 Uhr
Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart 

Grußwort: Gitte Zschoch
Moderation: Dr. Sarah Alberti
In Kooperation mit dem ifa – Institut für Auslandsbeziehungen
Eintritt frei


Über das ifa

Das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen setzt sich gemeinsam mit Partner:innen weltweit ein für die Freiheit in Kunst, Forschung und Zivilgesellschaft. Es gibt Aktivist:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen eine Stimme und fördert Kooperationen. Basierend auf seinen Kernkompetenzen Kunst, Forschung und Zivilgesellschaft baut das ifa Netzwerke auf, um nachhaltige Wirkung zu erzielen. Das ifa wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart.

www.ifa.de

Die ifa-Kunstsammlung

Die Kunstsammlung des ifa umfasst rund 24.000 Werke, die für die weltweite Ausstellungstätigkeit der Bundesrepublik Deutschland seit den 1970er Jahren erworben wurden. Sie beinhaltet verschiedene Disziplinen der modernen und zeitgenössischen Bildenden Kunst sowie Ausstellungen zu Architektur, Fotografie und Design. Gesellschaftspolitisch relevante Projekte und künstlerische Tendenzen des 20. und 21. Jahrhunderts spiegeln sich darin wider. Rund 10.000 Werke stammen aus der Sammlung des Zentrums für Kunstausstellungen (ZfK) der DDR, die das ifa 1991 in Teilen übernahm. Seit 2023 wird die Kunstsammlung des ifa in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung beforscht. Die Aufarbeitung macht institutionelle Strukturen der auswärtigen Kulturpolitik der DDR sichtbar und zeigt bedeutende Zeugnisse der Kunst aus der DDR. Arbeiten dieser einzigartigen Kunstsammlung werden weltweit in Tourneeausstellungen präsentiert und sind auf der digitalen Sammlungsplattform ifa Agora sichtbar.

www.agora.ifa.de

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