Stadtansicht Sathmar

Kulturverband Sathmarense und Demokratisches Forum der Deutschen in Sathmar

Sathmar / Satu Mare (Rumänien): Bewahrung der Identität

Mit etwas über 100.000 Einwohnern ist Sathmar/Satu Mare die nordwestlichste Großstadt Rumäniens und liegt unweit der ungarischen Grenze. Beschilderungen in rumänischer, ungarischer und deutscher Sprache gehören hier zum Stadtbild und zeugen von einem guten Verhältnis untereinander.

"Die Beziehungen zur rumänischen Mehrheitsgesellschaft waren historisch gesehen immer konstant gut", sagt Josef Hölzli, Vorstandsvorsitzender des Regionalforums Nordsiebenbürgen und Vorstandsmitglied beim Kulturverband Sathmarense. Auch darum konnten die Deutschen in Rumänien nach der Wende zu Pionierinnen und Pionieren der zivilgesellschaftlichen Beteiligung werden. "Die deutsche Minderheit hat einen sehr wichtigen Part gespielt. Durch die Organisationen der Minderheit wurde gerade auch in Kultur und Kommunalpolitik sowie wirtschaftlichen Entwicklung Einfluss genommen", fügt Hölzli hinzu.

Von Anfang an

Seit dem Anfang des ifa-Entsendeprogramms vor 25 Jahren nehmen Entsandte aktiv an der Arbeit der deutschen Minderheit in Sathmar teil. Peter Kratzer, heute Referent für EU-Fördermittel bei der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, half in den Anfangstagen dabei, eine deutsche Schule zu gründen. "Wir haben es tatsächlich geschafft, dass die rumänische Seite dem damaligen deutschen Außenminister Klaus Kinkel bei seinem Besuch die Schule praktisch zum Geschenk gemacht hat", erinnert er sich. Zusammen mit der deutschen Minderheit konnte so ein konkreter  Impuls für die Stadt, die Region und die Zivilgesellschaft Rumäniens gegeben werden. Von der Nachhaltigkeit dieser Arbeit kann man sich vor Ort überzeugen. "Das deutsche Lyzeum in Sathmar gibt es immer noch", freut sich Peter Kratzer.

"Durch neue Impulse haben die Entsandten zu einer Öffnung der Gastinstitution nach außen geführt; es wurde eine Hinwendung zu moderneren europäischeren Themen vollzogen," erklärt  Josef Hölzli. Die Entsandten haben dabei geholfen, Netzwerke aufzubauen und blieben vielfach auch nach ihrer Entsendezeit mit ihrer Gastinstitution verbunden. Deutsche Kulturtage, schwäbische Mundartstammtische und eine deutschsprachige Radiosendung wurden im Laufe der Jahre zum festen Bestandteil der Kulturarbeit.

Die Entsandten sind in ein Team von etwa 15 Mitarbeiterinnen und Miterarbeitern integriert. Neben eigenen Projekten begleiten sie in Sathmar Kulturveranstaltungen, die Jugendarbeit des Vereins und die seit 2008 bestehende Radiosendung "Deutsch Express".

Die eigene Position

Derzeit arbeitet Arthur Glaser, ifa-Kulturmanager in Sathmar, an der Fertigstellung eines Projektes zu schwäbischen Ortsgeschichten, bei dem eine Monografie und eine Ausstellung entstehen. Die deutsche Minderheit zeigt so ihre Sicht auf die Region und trägt damit zu ihrer multikulturellen Identität bei. Aber auch außerhalb Rumäniens sind die Sathmarer aktiv. "Es wurden auch in Nachbarländer wie Ungarn, Serbien und nun auch in die Ukraine neue Beziehungen geknüpft," bestätigt Josef Hölzli.

Auf regionaler Ebene sind etwa 3.000 Mitglieder im Demokratischen Forum und dem Kulturverband organisiert. Die größten Herausforderungen sieht Josef Hölzli nun darin, diesen Menschen zu ermöglichen, ihre eigene Identität zu bewahren und junge Menschen für Engagement zu begeistern. Die Arbeit der ifa-Entsandten trägt aktiv dazu bei. "Die Projekte wirken sich auf die Zivilgesellschaft aus, wir können zeigen, welche Position wir in der Zivilgesellschaft einnehmen," fasst Josef Hölzli zusammen.

Der Text entstand 2019 im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums des Entsendeprogramms.


Über das Entsendeprogramm

Das Entsendeprogramm bietet Arbeitsaufenthalte in Organisationen deutscher Minderheiten im östlichen Europa oder in einem Staat der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Die Entsandten arbeiten als Kulturmanagerinnen und –manager oder Redakteurinnen und Redakteure in ausgewählten Projekten und unterstützen die Einrichtungen mit ihrem Knowhow

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