Jugendliche vor der Berliner Mauer

Bund der Jugend der Deutschen Minderheit

Oppeln / Opole (Polen): Standard ohne Langeweile

Das oberschlesische Oppeln/Opole ist das größte Zentrum der deutschen Minderheit in Polen. Von dort aus kümmert sich der Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften (VdG) um die Belange der Deutschen im Land. Engagierte Mitglieder sind der Grundpfeiler dieser Kulturarbeit. Um auch in Zukunft auf einen aktiven Kern zugreifen zu können, kümmert sich seit 1992 von Oppeln aus der Bund der Jugend der Deutschen Minderheit in Polen (BJDM) um die Nachwuchsarbeit.

"Der BJDM kann projektbezogen auf eine lange Tradition schauen und hat Standardprojekte, mit denen er in 28 Jahren bekannt geworden ist", sagt Katrin Koschny, die seit 2016 Vorsitzende des Bundes ist. Obwohl die Deutschen in Oberschlesien auch in der Kommunalpolitik gut aufgestellt sind, ist die Jugendarbeit aber auch hier kein Selbstläufer. "Als Jugendorganisation muss der BJDM die ganze Zeit kämpfen, um bei den Erwachsenenorganisationen Vertrauen zu gewinnen und zu behalten, um als Partner gesehen zu werden", erklärt Katrin Koschny. Auch Versuche, den BJDM für rechtsgerichtete Einflussnahme zu missbrauchen, müssen abgewehrt werden. "Tendenzen des rechten Gedankenguts und Kontakten zu Personen oder Organisationen aus dem rechten Lager steht der BJDM hart und ohne Zweifel missbilligend gegenüber", macht Katrin Koschny klar.

Nachhaltige Ideen

Es müssen viele Hürden übersprungen werden, bevor es zur eigentlichen Arbeit für und mit Jugendlichen geht. Dem Überangebot an Freizeitaktivitäten setzt der BJDM in Oppeln und in seinen Ortsgruppen Projekte entgegen, die die Jugend einbeziehen und zweisprachig gestaltet sind. Stadtrallyes, Schlittschuhlaufen für einen guten Zweck und Poetry Slams sind mittlerweile erprobte Ideen, die immer wieder neue Leute auch aus der Mehrheitsgesellschaft anlocken. Das zeigt Wirkung und so hat der BJDM heute etwa 2.000 Mitglieder.

Viele der erfolgreichsten Ideen entstammen der Zusammenarbeit mit den ifa-Entsandten, die seit 2008 durchgehend beim BJDM tätig sind, etwa der interkulturelle Poetry Slam. "Aber auch Projekte, die nicht als ifa-Projekte, sondern unter der Mithilfe der Kulturmanagerinnen und -manager gemacht wurden, sind nun Standardprojekte: die Schulungsreise "City Bound Berlin", das FußballCamp der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien (SKGD) und die Stadtrallye 'Deutsche Spurensuche in Oppeln'."

Die Zukunft ist international

Obwohl der BJDM wegen Einsparungen in den letzten Jahren mit weniger festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auskommen muss, konnten durch die Kooperation mit dem ifa auch internationale Kontakte geknüpft werden. Das internationale Sommercamp, das etwa 80 Jugendliche der deutschen Minderheiten aus ganz Europa und Zentralasien zusammenbringt, ist dabei seit 2014 ein alljährliches Highlight. Im Juli kommt das Sommercamp nach Stationen in Tschechien und Rumänien wieder nach Polen und der BJDM ist natürlich mit dabei. "Durch dieses Projekt hat der BJDM viele neue Mitglieder gewonnen und diese sind zu Aktiven geworden", freut sich Katrin Koschny.

In Zukunft will der Bund noch mehr auf internationale Zusammenarbeit setzen. "Die Zusammenarbeit zwischen den Kulturmanagern steigert das Interesse an den jeweiligen Organisationen im Ausland. Gemeinsame Projekte sind geplant. Gerade zwischen Polen und Tschechien ist noch viel Potential, was den Austausch der Jugend betrifft", erklärt Katrin Koschny. Die ifa-Entsandten öffnen so neue Perspektiven auch über Landesgrenzen hinweg.

Der Text entstand 2019 im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums des Entsendeprogramms.


Über das Entsendeprogramm

Das Entsendeprogramm bietet Arbeitsaufenthalte in Organisationen deutscher Minderheiten im östlichen Europa oder in einem Staat der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Die Entsandten arbeiten als Kulturmanagerinnen und –manager oder Redakteurinnen und Redakteure in ausgewählten Projekten und unterstützen die Einrichtungen mit ihrem Knowhow.

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