ifa: Die Resolution 1325 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen zu Frauen, Frieden und Sicherheit betont die besonderen Auswirkungen von bewaffneten Konflikten auf Frauen und Mädchen und fordert die Beteiligung von Frauen an Friedensprozessen. Was sind Ihrer Meinung nach die Chancen der Resolution und welche Herausforderungen sind mit ihr verbunden?
Lorena Fries: Ich glaube, die Chancen beziehen sich nicht nur auf die Bearbeitung von Konflikten, sondern vor allem auch darauf, diese im Vorfeld zu verhindern. Die Umsetzung der Resolution bedeutet, Frauen ins Zentrum des politischen, sozialen und wirtschaftlichen Zusammenlebens zu stellen: Sie sind unabdingbar für den Aufbau und Erhalt von Gemeinschaften und verfügen somit über die notwendige Erfahrung, die Zeichen für sensibler werdende Situationen zu erkennen. Ein Beispiel dafür ist eine allgemeine Zunahme von Gewalt, insbesondere geschlechtsspezifischer Natur. Die Beteiligung von Frauen an Prozessen der Konfliktprävention und Friedenskonsolidierung ist Teil der Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik vieler Staaten.
ifa: Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen sind aufgefordert, ihre eigenen „Nationalen Aktionspläne“ für die Umsetzung der Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“ zu entwickeln. Gemeinsam mit UN Women arbeiten Sie an einem ganzheitlicheren Ansatz für die Resolution 1325. Was ist Ihre Kritik an Chiles Nationalem Aktionsplan und wie sieht Ihre Vision für einen besseren Ansatz aus?
Der Plan muss innenpolitische Dynamiken im Blick haben, wie die Massenproteste im Herbst 2019, die zu einem verfassungsgebenden Prozess führten. Seit dieser Krise, und noch verstärkt durch die Pandemie, spielen die Streitkräfte für die öffentliche Sicherheit eine Hauptrolle – wenn auch nicht immer eine positive. Letztlich muss aber die Zivilgesellschaft in die Formulierung und Durchsetzung des Aktionsplans einbezogen werden, was bei der Erstellung des Dritten Nationalplans („Tercer Plan Nacional“) nur sehr geringfügig beachtet wurde. Die Erfahrungen der Menschen, die letzten Endes die Konflikte erleben, sind essentiell, damit zivilgesellschaftliche Organisationen, vor allem Frauenorganisationen, den Plan akzeptieren und in ihrer Arbeit umsetzen.
ifa: Beeinflusst die Resolution 1325 Ihre Arbeit?