Politik und Gesellschaft

Es ist wichtig, dass die Zivilgesellschaft die Möglichkeit hat, sich an politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen zu beteiligen und sich angemessen darüber zu informieren. Dieses Schwerpunktthema zielt darauf ab, Aktivist:innen zu stärken, die sich für die Lösung gesellschaftlicher Probleme in ihren Communities einsetzen, und die politische Beteiligung und Bildung zu verbessern. Die Teilnehmer:innen verfolgen diese Ziele z.B. als Sozialarbeiter:innen, als politische Aktivist:innen oder Mitarbeitende in einem Think-Tank oder durch ihr Engagement für marginalisierte Gruppen. Diese Seite enthält individuelle Erfahrungsgeschichten von CCP-Stipendiat:innen. 

Von 2019 bis 2023 wurde ein besonderer Schwerpunkt auf das Thema „Digitale Zivilgesellschaft“ und die Chancen und Herausforderungen, die Technologien wie KI für die Zivilgesellschaft mit sich bringen, gelegt. 

CCP Fellows berichten

Badri Okujava im Interview

Die Entwicklung Georgiens und der östlichen Partnerländer hin zur Demokratie ist nur mit einer starken Zivilgesellschaft und einer angemessenen Aufklärung über die Vergangenheit möglich.

Badri Okujava, CCP Fellow 2024
  • CCP Fellow 2024 bei Austausch e.V.
  • Forscht zu postsowjetischer Geschichte in Georgien
  • Geht mit seiner NGO Soviet Past Research Laboratory (SovLab) in Tiflis gegen Desinformation in den sozialen Medien vor

 

Badri, Du arbeitest bei der NGO Soviet Past Research Laboratory (SovLab). Worin besteht ihre Mission?

Mein wissenschaftliches Interesse gilt insbesondere der sowjetischen Geschichte in Georgien. In meiner Organisation versuchen wir, mit verschiedenen Mitteln über die sowjetische Vergangenheit Georgiens zu informieren. Dafür nutzen wir unter anderem Social-Media-Kanäle wie beispielsweise Instagram, Facebook und TikTok. Unsere Zielgruppe sind vor allem junge Leute zwischen 18 und 25, die sich in der Zivilgesellschaft bereits für die demokratische Entwicklung Georgiens einsetzen oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu diesem Thema aktiv werden. 

Warum ist es so wichtig, ein Bewusstsein für die sowjetische Vergangenheit in Georgien zu schaffen?

Das Wissen über die georgische Vergangenheit ist lückenhaft, und noch dazu sind wir mit einer riesigen Menge an Desinformation konfrontiert. Unser Bildungssystem blendet die sowjetische Geschichte völlig aus und es gibt Menschen, die gegenüber der Sowjetunion wie eine Art Nostalgie empfinden. Das ist deshalb ein Problem, weil wir versuchen, einen demokratischen Staat aufzubauen und die Menschenrechte zu schützen. Wenn aber ein Großteil der Bevölkerung die totalitäre Vergangenheit für besser als die heutige Situation hält, ist das ein schwieriger Ausgangspunkt für jede demokratische Bewegung. Meiner Meinung nach ist die Entwicklung Georgiens und der östlichen Partnerländer hin zur Demokratie nur mit einer starken Zivilgesellschaft und einer angemessenen Aufklärung über die Vergangenheit möglich.

Wie siehst Du derzeit Georgiens Übergang zur Demokratie?

In Georgien ist die Stimmung mit Blick auf demokratische Entwicklungen jeder Art aktuell angespannt. Vor einigen Monaten hat die Regierung das „Gesetz zur Transparenz ausländischer Einflussnahme“ verabschiedet, das mir und meiner Organisation die Arbeit erschwert. In den letzten Monaten haben meine Freund:innen und ich gegen dieses Gesetz protestiert. Wir betrachten es als antidemokratisch und versuchen, gegen jede Art von Autokratie resilient zu sein. Allgemein höre ich unter jungen Leuten viele kritische Stimmen und das gibt mir Hoffnung.

Wie kann Dir das CCP Fellowship helfen, diese Resilienz in Georgien zu stärken?

In meiner Gastorganisation, Austausch e.V., arbeite ich an einem Projekt namens „Lost in Transition“. Dabei geht es um die Transitionsprozesse osteuropäischer Länder von ihrer totalitären Vergangenheit zu hybriden Demokratien und schließlich zu echten Demokratien. Das Projekt ist für mich sehr interessant, weil es historische und heutige Entwicklungen miteinander kombiniert. Daran beteiligt sind Vertreter:innen aus mehreren osteuropäischen und postsowjetischen Ländern wie Armenien, Georgien, der Ukraine, Belarus und Russland. Wir treffen uns regelmäßig zu Workshops und entwickeln Unterrichtsmaterialien über die 1990er- und frühen 2000er-Jahre für die Sekundarschulen in den genannten Ländern. Diese Erfahrung ist äußerst bereichernd und bietet zahlreiche Vernetzungsmöglichkeiten.

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