Menschenrechte und Frieden

Das Engagement für Menschenrechte und Frieden ist eine herausfordernde Aufgabe angesichts weltweiter Konflikte. Gerade deshalb ist der Schwerpunkt Menschenrechte und Frieden ein unabdinglicher Teil des Programms, der Menschenrechtsaktivist:innen, Mediator:innen und Menschen in der Friedensarbeit unterstützt. Die Themen und Einsatzbereiche der Geförderten in diesem Schwerpunkt sind vielfältig und beinhalten beispielsweise den Einsatz für die Rechte von Frauen, Kindern und Minderheiten, der Kampf gegen gewaltsamen Extremismus und Radikalisierung, oder den Einsatz in der Friedensbildung und Konfliktlösung. Auf dieser Seite befinden sich Erfahrungsberichte der Geförderten.

Seit 2023 wird ein zusätzlicher Fokus auf das Thema Gender & Diversity gelegt, in dem insbesondere Frauenrechtler:innen, Personen, die sich für die Rechte von marginalisierten Gruppen einsetzen, und Forschende im Bereich Diversität gefördert werden. 

CCP Fellows berichten

Riyam Hayder im Interview

Frauen haben so viel beizutragen, aber wir kämpfen noch immer für unsere grundlegenden Rechte, die uns noch nicht gewährt wurden.

Riyam Hayder, CCP Alumna 2023
  • CCP Fellow 2023 am Nürnberger Menschenrechtszentrum 
  • Aktivistin für Frauen- und Minderheitenrechte bei der Yazidi Organization for Documentation in Erbil
  • Widmet sich der Dokumentation und Aufarbeitung von Gewalt gegen Jesidinnen 

Riyam, Du setzt Dich für Frauenrechte ein. Warum ist Dir dieses Thema persönlich wichtig?  

Frauenrechte sind mir deshalb wichtig, weil ich nicht wegen meines Geschlechts als Bürgerin zweiter Klasse behandelt werden möchte.  Frauen haben so viel beizutragen, aber wir kämpfen noch immer für unsere grundlegenden Rechte, die uns noch nicht gewährt wurden.   

Im Irak gibt es beispielsweise kein konkretes Gesetz, das häusliche Gewalt unter Strafe stellt. Das verhindert wirksame rechtliche Maßnahmen. Darüber hinaus enthält das irakische Strafgesetzbuch Bestimmungen, die das Strafmaß bei sogenannten „Ehrenmorden“ verringern oder es Ehemännern erlauben, ihre Frauen zu „disziplinieren“. Zudem sind Frauen in Führungspositionen enorm unterrepräsentiert.  

Was hat Dich dazu motiviert, Dich für Frauenrechte einzusetzen?  

Als ich etwa 14 Jahre alt war, wollte ich unbedingt in den politischen Diskussionen meiner männlichen Verwandten mitreden, doch sie wiesen mich ab, da dies „Männergespräche“ seien. Ihre Reaktionen ließen mich auf schmerzhafte Weise spüren, dass meine Stimme als weniger wertvoll galt, nur weil ich ein Mädchen war. 

Außerdem konnte ich meine Leidenschaft für Basketball nicht ausleben, weil meine Mutter immer erst die Zustimmung meines Bruders einholte, wenn ich trainieren wollte, und seine Vorbehalte als Grund vorschob, um mich von der Teilnahme abzuhalten. 

Diese Erfahrungen haben mir bewusst gemacht, wie Frauen und Mädchen oft als Bürgerinnen zweiter Klasse behandelt und ihre Leidenschaften und Stimmen durch veraltete Normen unterdrückt werden.  

Du arbeitest für die Yazidi Organisation for Documentation. Was ist deren Aufgabe? 

Es handelt sich um eine lokale NGO, die als Reaktion auf die Gräueltaten des Islamischen Staates im Irak und in Syrien (ISIS)* gegen die Jesiden und andere religiöse Minderheiten im Irak aus der Gemeinschaft heraus gegründet wurde. Ich war unmittelbar an der Sammlung evidenzbasierter Informationen beteiligt, um den Völkermord an den Jesiden durch den Islamischen Staat zu dokumentieren und die Täter des IS zu überführen.   

Eine unserer Kernaufgaben besteht darin, Überlebende sexueller Gewalt dabei zu unterstützen, ihre Erfahrungen wirksam zu formulieren, sei es vor internationalen Gremien oder in rechtlichen Angelegenheiten. Wir bieten auch Schutzbegleitung und unterstützen sie während des gesamten Prozesses. Das umfasst psychologische und psychosoziale Unterstützung, Programme zur Sicherung des Lebensunterhalts und Rehabilitationsleistungen. 

Wie hat Dich das CCP Fellowship beeinflusst?  

In meiner Zeit als Stipendiatin am Nürnberger Menschenrechtszentrum habe ich tiefgreifende Einblicke in die Unrechtsaufarbeitung gewonnen, wobei ich mich insbesondere mit den Nürnberger Prozessen beschäftigt habe.  

Wir haben die Grundsätze der Abwägung zwischen Verantwortlichkeit und Versöhnung an den jesidischen Kontext angepasst und uns für stärkere rechtliche Rahmenbedingungen und Unterstützungssysteme für Überlebende eingesetzt. Dank meiner Erfahrungen als Stipendiatin kann ich nun besser mit Interessengruppen interagieren und effektiv mit komplexen Fragen der Unrechtsaufarbeitung umgehen. Ich habe praktische Werkzeuge kennengelernt und Perspektiven gewonnen, die innerhalb meiner Organisation und in der breiteren Gemeinschaft bedeutsame Veränderungen angeregt haben. 


*Im Jahr 2014 begann der Völkermord des Islamischen Staates im Irak und in Syrien (ISIS) an den Jesiden von Sinjar (Irak). Der IS tötete Männer und ältere Frauen, Jungen wurden als Kindersoldaten versklavt, jüngere Frauen und Mädchen wurden versklavt und systematisch missbraucht. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden zwischen 5.000 und 10.000 Jesiden getötet und mehr als 7.000 Frauen entführt.  Bis heute werden Tausende von Frauen gefangen gehalten. 

Video-Interviews mit CCP Fellows

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Jennifer Rücker

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