Nam June Paik
Lächelnder Buddha (Buddha Looking at Old Candle TV)
1992
Metall-Monitor, Bronze, Kerze
55 x 55 x 48 cm
„Das Fernsehen hat uns ein Leben lang attackiert, jetzt schlagen wir zurück.“
Nam June Paik, von dem dieses Zitat stammt, holt zum Gegenschlag aus, indem er einen Buddha aus Bronze vor einen kleinen alten Fernseher setzt. Der Buddha betrachtet darin eine brennende Kerze. Die Kerze leuchtet jedoch nicht als Abbild auf dem Bildschirm, sondern steht ganz real, angezündet im entkernten Gehäuse des Gerätes.
Die Arbeit Lächelnder Buddha (Buddha Looking at Old Candle TV) von 1992 steht am Ende einer ganzen Reihe von Werken, in denen Paik immer wieder der Buddhafigur das Medium Fernsehen gegenübergestellt. Das erste Mal 1974 in der Videoinstallation TV-Buddha. Hier wird der Buddha von einer Videokamera aufgenommen, die sein Abbild auf den Fernsehbildschirm ihm gegenüber überträgt. Der Buddha betrachtet sich selbst im Live-TV. In dieser wohl bekanntesten Version der Arbeit ist die Apparatur noch intakt. Die Kritik am Medium Fernsehen ist beeindruckend ins Bild gesetzt. Richard Serra drückt das mit Worten in seinem Video Television delivers people von 1973 so aus: “It is the consumer who is consumed“ (Es ist der Konsument, der konsumiert wird). In der Arbeit Lächelnder Buddha scheint diese Kritik auf den ersten Blick noch friedlicher und sanfter zu sein. Eine Kerze und ein Buddha. Beide symbolisieren Besinnung und Meditation, die Stille steht im Vordergrund. Das Wesentliche des Fernsehens, seine Technik, ist dem Gerät jedoch entnommen. Die Attacke auf das Medium ist radikal.
Nam June Paik wurde 1932 in Korea geboren. In Tokio studierte er zunächst westliche Ästhetik und schrieb seine Abschlussarbeit über den Komponisten Arnold Schönberg. Von seinem Interesse an der Neuen Musik geleitet, kam er 1956 nach Deutschland, um in Freiburg Komposition zu studieren. Im Folgenden lernte er auch die Avantgarde-Künstler:innen der Fluxus-Bewegung und John Cage kennen. Anfang der 1960er Jahre hat Nam June Paik bereits angefangen mit Fernsehgeräten als Kunstobjekten zu experimentieren. Er begann zunächst die elektronischen Bilder der Fernseher zu manipulieren und nutzte bald darauf auch die Videokamera für seine künstlerischen Arbeiten. Der Pionier der Videokunst unterrichtete von 1976 bis 1996 an der Kunstakademie Düsseldorf.
Das ifa zeigte die Arbeiten Nam June Paiks in mehreren Tournee Ausstellungen. Unter anderem waren die Werke von 1994 bis 2007 in der Ausstellung "Video-Skulptur in Deutschland seit 1963" und von 1995 - 2012 in der Ausstellung "Eine lange Geschichte mit vielen Knoten - Fluxus in Deutschland 1962-1994" unterwegs. Seit 2013 ist sie außerdem mit der Ausstellung "Weltreise" auf Tournee. Unter der kommissarischen Leitung des ifa und auf Einladung des Kurators Klaus Bußmann bekam Nam June Paik gemeinsam mit Hans Haacke 1993 den Goldenen Löwen für den besten Länderpavillon auf der Biennale von Venedig.