Erstens: Klimawandel
Zweitens: Neue Technologien
Der Klimawandel ist das beherrschende Thema unserer Zeit. Es ist kein Zufall, dass zwei entscheidende Momente in unserem gemeinsamen Vorgehen gegen den Klimawandel in zwei Mitgliedstaaten der Europäischen Union stattfanden, in Paris und kürzlich in Katowice. Die Europäische Union muss den Weg weisen. Es ist nicht nur die richtige Entscheidung, sondern auch eine kluge Investition. Aber die Wissenschaft sagt uns, dass die Zeit abläuft und dass wir derzeit im Wettlauf gegen sie verlieren. Sie sagt uns aber auch, dass wir die globale Erwärmung noch immer auf 1,5°C am Ende des Jahrhunderts begrenzen können, wenn wir entschlossen handeln.
Vor einigen Wochen habe ich die Pazifischen Inseln besucht. Für die Menschen auf diesen Inseln ist der Klimawandel keine akademische Debatte über die Zukunft. Für sie geht es um Leben und Tod, hier und jetzt. Und wir müssen uns stärker engagieren, um die Katastrophe zu verhindern. Europa muss das Tempo bestimmen.
Ich begrüße das Versprechen der ehemaligen Bundeskanzlerin Merkel, Deutschland bis 2050 CO2-neutral zu machen.
Dies ebnet den Weg für einen ambitionierten Beitrag der Europäischen Union zu mehr Klimaschutz. Die Ziele sind ganz klar: Wir brauchen mehr Ambition bei der Abschwächung des Klimawandels. Wir brauchen mehr Ambition bei der Anpassung an ihn. Wir brauchen mehr Ambition bei der Klimaschutzfinanzierung. Und wir müssen ganz klar sein, wenn wir mit den Menschen über den Klimawandel kommunizieren. Wir müssen den Menschen verständlich machen, dass es möglich ist, unser Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 zu erreichen, aber dafür muss man die Politik und ihre Maßnahmen ändern, die Art und Weise, in der wir Energie erzeugen, die Menschen ernähren, Städte bauen und lenken und den industriellen Fortschritt gestalten.
Es ist auch notwendig, das ganz klar zu sagen. Deshalb habe ich mich so stark dafür eingesetzt, dass wir schrittweise die Besteuerung von Einkommen und Gehältern auf die Besteuerung von CO2-Emissionen verlagern müssen. Es ist viel besser, Steuern auf Umweltverschmutzung zu erheben als auf Arbeit. Deshalb habe ich mich auch für die Beendigung der Subventionierung fossiler Brennstoffe ausgesprochen. Macht es denn irgendeinen Sinn, dass unser Steuergeld benutzt wird, um Orkane zu befördern, Dürre zu verbreiten, Korallen zu bleichen, Gletscher abzuschmelzen, Artenvielfalt zu reduzieren und die Erde fortschreitend zu zerstören?
Ich möchte einen in Europa nicht sehr beliebten Satz zitieren: "Als Steuerzahler wollen wir unser Geld zurückhaben, anstatt mit anzusehen, wie es dafür benutzt wird, die Welt zu zerstören."
Die Auswirkungen neuer Technologien. Die Bürgerinnen und Bürger Europas stehen unter dem Schutz des strengsten regulatorischen Rahmens für Datenschutz. Die Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union wird weltweit die Rechtsstandards beeinflussen und so die Rechte des Menschen in der virtuellen Welt stützen. Dies zeigt, wie ein vereintes Europa das digitale Zeitalter gestaltet und beim Schutz der Menschenrechte eine Führungsrolle übernimmt. Ich begrüße auch den Aufruf von Christchurch, gegen die Verbreitung extremistischer Inhalte im Internet vorzugehen.
Technologische Entwicklungen, darunter auch die Künstliche Intelligenz, können bei der Umsetzung unserer Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ein wichtiger Verbündeter sein, denn sie bergen ein enormes Potenzial für die Schaffung von Wohlstand und Wohlergehen auf der ganzen Welt. Aber sie beinhalten auch Risiken und ernste Gefahren.
Meine "Hochrangige Gruppe" für digitale Zusammenarbeit hat 2020 ihre Schlussfolgerungen unterbreitet, um dazu beizutragen, digitale Technologien zu einer Kraft für das Gute zu machen. In dieser Hinsicht befürworte ich weitergehende europäische Bemühungen und Einheit. Ich glaube, dass Europa ganz besonders gut positioniert ist, auf die potenziellen Auswirkungen der vierten industriellen Revolution und insbesondere der Künstlichen Intelligenz zu reagieren.
Es ist klar, dass es massive Umwälzungen auf den Arbeitsmärkten geben wird. Millionen von Arbeitsplätzen werden geschaffen, Millionen andere werden verschwinden, aber es werden nicht mehr die gleichen Arbeitsplätze sein, und andere Fähigkeiten werden dafür benötigt.
Es ist also offensichtlich, dass unsere Bildungssysteme so umgestaltet werden müssen, dass es viel stärker darum geht zu lernen, wie man lernt, statt darum, viele Dinge zu erlernen. Klar ist, dass lebenslanges Lernen im Mittelpunkt der Aus- und Fortbildungssysteme stehen wird.
Wir werden wahrscheinlich eine neue Generation von sozialen Sicherheitsnetzen benötigen, um die enormen sozialen Herausforderungen, die auftreten werden, zu bewältigen. Aber wenn man die heutige Welt betrachtet, dann ist das europäische Sozialmodell die beste Grundlage, um diesen Herausforderungen zu begegnen, und Europa kommt eine absolut einzigartige Rolle dabei zu, die Bedingungen für einen positiven Wandel in diesen Bereichen zu schaffen.