Garth Erasmus, Ruth May, Nesindano Xhoes Namise, Peter Thiessen: work in progress; Foto: Ruth May

Sand !Hū Sand

Garth Erasmus, Ruth May, Nesindano Xhoes Namise, Peter Thiessen

20. Aug 2022
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02. Okt 2022
Kunsthaus Hamburg
Klosterwall 15
20095 Hamburg

We are of the soil and to the soil we must returnand we must return to the soil what is the soil`s. This is our connection that is more than metaphor and so the soil forms our ecology and meaning in the world. In this sense we are captured as a footprint in a common landscape. Landscape itself is a footprint of collective histories, shared histories. Landscape becomes an intimate part of our psyche and contains all the paradox of human experience. There is conflict and peace. There is tension and ease. There is expansion and decay. There is growth and erosion. There is construction and destruction. There is constancy and flow. The rough and the smooth. There is foreboding shadow and brilliant light.

– Garth Erasmus, The Decolonial Imperatives of the Landscape

Sand ist das Gerippe der Welt, das Fundament moderner Technologien, das scheinbar unendlich vorhandene, unsichtbare, aber grundlegende Material gebauter Lebensräume und digitaler Kommunikationsgeräte. Zu seiner Gewinnung werden Strände abtransportiert, Meeresböden abgesaugt, gigantische Gruben ausgehoben, Berge aufgehäuft. Um und auf Sand werden Kriege geführt, Dörfer versinken im Boden, Inseln werden vom Meer überspült. In Beton, Asphalt, Glas, Teleskopen, Glasfaserkabeln, Chips, Mobiltelefonen und Satelliten ist Sand unter und über uns und Verlängerung unserer Körper. Zugleich manifestieren sich in Sand aber auch unzählige Geschichten von Enteignung, Zwangsumsiedlungen, fortdauernden kolonialen Machtverhältnissen, Unterdrückung und Ausbeutung, Sand hat als Ruhestätte von Knochen und als Schauplatz für "ethnologische Studien" geraubter Gebeine auch eine vielfache spirituelle Bedeutung.

!Hū bedeutet auf der in Namibia und Südafrika gesprochenen Sprache Khoekhoegowab Sand, Erde, Land. Fügt man "ai" hinzu (!Hūai), bedeutet das Wort "Das Gesicht der Erde".

Die Ausstellung Sand !Hū Sand im Kunsthaus Hamburg bewegt sich im Zwischenraum von Musik, bildender und darstellender Kunst. Die Präsentation hat ihren Ursprung in dem Musik-und Theaterprojekt "Das Haus der Herabfallenden Knochen/The House of Falling Bones" über namibische Folktales, in denen die Kolonialgeschichte Spuren hinterlassen hat (Kampnagel/Kammerspiele München/Theaterspektakel, Zürich 2018) und baut auf den dabei gemachten Erfahrungen und Begegnungen zwischen dem Künstler, Musiker und Aktivist Garth Erasmus (Kapstadt), der Künstlerin und Musikerin Ruth May (Hamburg), der Performance/Spoken Word-Künstlerin Nesindano Xhoes Namise (Windhoek) und dem Musiker und Texter Peter Thiessen (Hamburg) auf.

In dem gemeinsam gestalteten Raum in der Ausstellungshalle im Kunsthaus Hamburg erkunden die vier Akteur:innen Geschichten mit und um Sand. Dabei setzen sie sich mit ihrem Verhältnis zu Landschaft, Erde, Planet und Menschen sowie der kolonialen Geschichte Deutschlands, Namibias und Südafrikas auseinander.

Zahlreiche Gespräche und Diskussionen auf gemeinsamen Reisen haben ihre künstlerische Arbeit geprägt. Das Material Sand als Ausgangspunkt für diese Auseinandersetzungen hat die Künstler:innen in die verschiedenen Regionen Namibias, zum Sand der Cape Flats in Kapstadt, zu den Sandgruben Norddeutschlands sowie alpinen Steinbrüchen geführt. Gemeinsam waren sie hier auf Spurensuche mit ihren jeweils unterschiedlichen Erfahrungshintergründen.

Im Rahmen einer raumgreifenden Installation finden Performances, Workshops, Gespräche und Konzerte statt, hier wird aber auch während der Ausstellung geprobt, produziert oder improvisiert. Die künstlerischen Arbeiten, die vorwiegend für die Ausstellung entstanden sind, bestehen aus flüchtigen Materialien wie Stoff und Sand, aus Klängen von Trockeneis und Gesprächen auf Reisen. Sie umkreisen unterschiedliche Zugänge zu Welt, brüchig gewordene Grenzverläufe zwischen Mensch/Natur/Kultur/Technik, die Übergänge von Belebtem/Unbelebtem/Anwesenden/Geisterhaften. Bildnerische, klangliche und performative Mittel greifen ineinander und erzählen ausgehend vom Material Sand Geschichten aus unterschiedlichen Perspektiven und in hybriden Formaten.

Die Ausstellung wird von mehreren Veranstaltungen begleitet, bei denen neben den Hauptinitiatoren weitere internationale Gäste (u.a. die Gardening Projekte, Aio Da Go und Sisters of the Soil, Mitglieder der Bands Khoi Khonnexion, Kreidler und Kante) beteiligt und eingeladen sind und die Ausstellungshalle im Kunsthaus Hamburg punktuell und kollektiv erlebbar machen.

Kuratorin: Katja Schroeder

Diese Ausstellung wird durch das Programm Künstlerkontakte unterstützt.

Künstlerkontakte

Miteinander ins Gespräch kommen: Das Programm Künstlerkontakte unterstützt den interkulturellen Austausch und die Vernetzung zwischen Künstlerinnen und Künstlern aus einem Transformations- oder Entwicklungsland und Deutschland.

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Jochen Hetterich

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D-70173 Stuttgart

Telefon: +49.711.2225.170

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