Berta Fischer, Garmion, 2020, Acrylglas, ca. 250 x 300 x 450 cm, © Berta Fischer und Galerie Barbara Weiss, Berlin

MIMICRY – EMPATHY

12. Mär 2022 - 05. Jun 2022
​Friche la Belle de Mai
41 rue jobin
13003 Marseille

Eine Balance zwischen visueller Anpassung und emotionalem Engagement

Gefördert: Bless, Ulla Von Brandenburg, Susanne Bürner, Berta Fischer, Sofia Hultén, Annette Kelm, Jochen Lempert, Alexandra Leykauf, Sonya Schönberger, Anika Schwarzlose, Holger Trülzsch / Vera von Lehndorff

Konzeption der Ausstellung: Susanne Bürner

In der Biologie ist Mimikry als Nachahmung einer anderen Lebensform eine Strategie, die sich als vorteilhaft erweist und letztlich das Überleben sichern kann. In seinem Essay "Mimicry and Legendary Psychasthenia" legt Robert Caillois jedoch nahe, dass Tiere entgegen der landläufigen Meinung nicht aus Selbstschutz mit ihrer Umwelt verschmelzen, sondern vielmehr aus dem mythologischen Wunsch heraus, sich in der Welt aufzulösen. Es ist diese Balance zwischen dem pragmatischen Ziel, ein anderer zu werden, und der Emanzipation von diesem Ziel, die in den Werken der Ausstellung thematisiert wird. Der Mechanismus der Nachahmung ist nicht ausschließlich Praxis in der Tierwelt, sondern auch innerhalb der menschlichen Gesellschaft.

Die Werke der Ausstellung Mimicry – Empathy thematisieren verschiedene Anpassungsstrategien und die dabei angestrebten idealisierten Lebensformen. Die Entwicklung der Mimikry erfordert ein gewisses Maß an Empathie, ein wesentliches Element für das Verständnis des Systems, in das man sich integrieren möchte. Der Erfolg der visuellen Assimilation hängt also vollständig davon ab, inwieweit man sich auf die Gedanken und Strategien des anderen oder sogar des Gegners einlässt, wodurch die Grenzen zwischen Nachahmer und Vorbild verschwimmen. Ein Prozess der Infragestellung des ursprünglichen Wesens findet zwangsläufig statt.
Der Prozess der Mimikry bewirkt eine Transformation des Nachahmers oder der Nachahmerin im Austausch mit und in der Beziehung zu anderen, mit dem Ziel, sich an ein bestimmtes, als vorteilhaft empfundenes Bild anzupassen. In den Transformationserfahrungen des Einzelnen innerhalb einer Gruppe und in der authentischen gegenseitigen Empathie liegt letztlich das Potenzial für die Veränderung einer Gesellschaft.
Die Ausstellung Mimicry – Empathy beschäftigt sich mehr mit der Erfahrung der Transformation selbst als mit dem angestrebten Bild und thematisiert so die Identitätsbildung durch vielfältige Prozesse der Nachahmung. So wie Jugendliche ihre Identität durch verschiedene Gruppenzugehörigkeiten testen, werden die Besucher:innen eingeladen Variationen des Selbst im Spiegel der Ausstellung zu entdecken.

Diese Ausstellung wird durch das Programm Ausstellungsförderung unterstützt.

Ausstellungsförderung

Das Programm Ausstellungsförderung unterstützt zeitgenössische Künstler:innen dabei, Kunstprojekte im Ausland zu realisieren.

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Kontakt

Anna Stergel

Charlottenplatz 17
70173 Stuttgart

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