Eine Illustration mit Hochkant-Streifen in blau, orange und schwarz ist zu sehen. Im linken oberen Eck steht in weißer Schrift: "Camila Sposati. Atem-Stücke". Es handelt sich um eine Ausstellung in der ifa-Galerie Stuttgart, die vom 13. Mai bis 20. August 2023 zu besuchen ist. © Sascha Fronczek
© Sascha Fronczek

Camila Sposati – Atem-Stücke

13. Mai 2023
 - 
20. Aug 2023
ifa-Galerie Stuttgart
Charlottenplatz 17
70173 Stuttgart

Die Ausstellung Atem-Stücke nimmt als Ausgangpunkt die Faszination der Künstlerin Camila Sposati (*1972, São Paulo, Brasilien) für das Innere der Erde, mit seinen unterirdischen Energieströmen, die die Erdoberfläche verwandeln und mit Geschichte aufgeladen sind. Welche Nachrichten sendet die Erde aus? Welche Erinnerungen verkörpert sie und wie können wir mit ihr in Verbindung, ins Gespräch treten? Die Ausstellung wird im Frühjahr 2023 in der ifa-Galerie in Stuttgart gezeigt und im Herbst in der ifa-Galerie Berlin.

Künstlerin:
Camila Sposati

Kuratiert von:
Bettina Korintenberg mit Marcelo Rezende als beratendem Kurator 

In Zusammenarbeit mit:
Theater Rampe und Bureau Baubotanik

Die brasilianische Künstlerin und Forscherin Camila Sposati arbeitet in ihrer künstlerischen Praxis experimentell und interdisziplinär. Sie hinterfragt verschiedene Annahmen und Kategorien, die die westliche Denkweise prägt – wie etwa den Anthropozentrismus, die lineare Auffassung von Zeit oder die Trennung von Kultur und Natur. Atem-Stücke, ihre erste umfassende Einzelausstellung in Deutschland, erzeugt einen einzigartigen Erfahrungsraum, der in Stuttgart an weiteren Orten eine Resonanz erfährt und Sposatis künstlerische Erkundungen der letzten zwanzig Jahre als Ausgangspunkt nimmt. Die Ausstellung macht Perspektivwechsel erfahrbar und ereignet sich in drei Akten an drei verschiedenen Orten: in der ifa-Galerie, im Theatre of the Long Now bei den Wagenhallen und im Theater Rampe.

Das Konzept des Amerindianischen Perspektivismus beschreibt die Kosmologie indigener Communities aus der Amazonasgegend in Brasilien und umfasst eine Vielheit unterschiedlicher Realitäten – von Tieren, Pflanzen, und der Erde selbst, die aufs engste mit dem Menschen verwoben sind. Diese Art und Weise die Welt zu erleben und mit ihr verbunden zu sein ist zentral für das Projekt der Künstlerin in Stuttgart. Sposati interpretiert den Perspektivismus dabei als Möglichkeit, die Welt als aus zahlreichen subjektiven Standpunkten zusammengesetzt zu verstehen anstatt einer einzigen objektiven Realität den Vorzug zu geben. Insbesondere werden die Verbundenheit aller Lebewesen untereinander und ihre gegenseitige Abhängigkeit betont. Sposati hebt dadurch hervor, wie wichtig Austausch und die Koexistenz von unterschiedlichen zeitlichen Dimensionen ist, sowie die Tatsache, dass sich menschliche und nicht-menschliche Welten miteinander formen.
Sposatis Aufmerksamkeit für die komplexen Zusammenhänge des Lebens breitet sich von der Ausstellung in der ifa-Galerie als Energiezentrum zu anderen Standorten in Stuttgart aus. Die Künstlerin befasst und konfrontiert sich in ihrer Praxis immer wieder mit neuen Kontexten und Situationen – mit dem sogenannten Anderen und Unbekannten, die sie auf sich selbst einwirken und sie verändern lässt. Für Sposati ist Stuttgart ein unbekanntes Gelände mit seiner geografischen Lage und Geologie, seinen gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten sowie seinen menschlichen als auch nichtmenschlichen Bewohner:innen, die auf ganz spezifische Weise durch Migration geprägt wurden.

Das Projekt Atem-Stücke ist das Ergebnis eines Prozesses von Aushandlungen und Konversationen– letztere im etymologischen Wortsinn von "zusammen leben und agieren". Der erste Akt, ein Vorspiel zur Ausstellung im Theatre of the Long Now bei den Wagenhallen, begann am 1. April 2023. Mit Sonden wurden drei Löcher in den Stuttgarter Boden gebohrt und Proben entnommen. Die Erdlöcher durchliefen eine Verwandlung und wurden zu Erdinstrumenten indem ihnen Mundstücke aufgesetzt wurden. Im gemeinsamen Spielen wurden diese Erdinstrumente mit Atem gefüllt – man spielte für die Erde in Richtung Erdkern. Im zweiten Akt werden in der ifa-Galerie Stuttgart mehrere Generationen der Instrumentenserie "Phonosophia" von Camila Sposati miteinander und mit den Besuchenden im Austausch stehen.

Der dritte Akt im Theater Rampe erweitert diesen Kommunikations- und Austauschprozess. Sposatis Instrumente aus Ton dienen hier als Werkzeuge und Vermittler, indem sie unterschiedliche Menschen aus Stuttgart über den Atem beim gemeinsamen Spielen miteinander in Dialog bringt. Diese Einladung ist eine Erfahrung und ein Impuls, der eigenen Lebenswirklichkeit und dem Anderen, dem Unbekannten darin nachzugehen und nachzuhorchen und vielleicht sich selbst und in Verbindung zur eigenen Umgebung besser zu verstehen.  
 
Die von Sposati erschaffenen Atem-Stücke zeigen die Komplexität, Vielfalt und Zufälle im Leben und ermutigen uns, neue Wege zu einem Verständnis der Welt und unserem Platz in ihr zu begehen. Ihre Vision alternativer Zukünfte wirkt aktivierend, um uns auf diese zuzubewegen. Mit ihrer Kunst lädt uns Sposati ein, den Blick zu weiten, die Verbundenheit aller Lebewesen zu erkennen und nach einem neuen Grundverständnis von Zusammenleben zu streben.

Rahmenprogramm

12. Mai, Eröffnung

Freitag, 12.05. um 19:00 Uhr

Kurze Einführung in die Ausstellung durch die Kurator:innen der Ausstellung, Bettina Korintenberg und Marcelo Rezende. Die Künstlerin wird ebenfalls anwesend sein.

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13. Mai, Gespräch: Atem-Stücke (Ritual in drei Akten)

Samstag, 13.05.2023 um 20:00 Uhr

Die Künstlerin Camila Sposati lädt das Publikum zu künstlerischen und diskursiven Aktionen ein, die Imagination, Klang und Körper in Resonanz bringen.

Ausgangspunkt ist das Innere der Erde mit seinen Energieströmen, die die Erdoberfläche verwandeln. Im Theater Rampe kommen verschiedene Akteur:innen aus Stuttgart zusammen, um Musikinstrumente, die für die Ausstellung Atem-Stücke in der ifa-Galerie entstanden sind, zu bespielen. Sie verbinden damit Raum-, Klang- und Stimmkörper. Gemeinsam mit der Künstlerin und Gästen laden Theater Rampe und ifa-Galerie zum anschließenden offenen Gespräch ein.

Das Gespräch findet auf Englisch und Deutsch statt. Eintritt frei.

Ort: Probebühne Theater Rampe, Filderstraße 47, 70180 Stuttgart

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16. Mai, Lesung und Gespräch

Dienstag, 16.05.2023 von 18:00 – 19:30 Uhr

Das Erzählen der Kriege: Ein Gespräch mit Nino Haratischwili, Tanja Maljartschuk und Faruk Šehić

Moderation: Claudia Dathe

Diese Veranstaltung findet im Rahmen des Literaturfestival Stuttgart 2023 – Schreiben, während die Welt geschieht statt.

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31. Mai, Workshop: Bewegungsreise

Mittwoch, 31.05.2023 von 17:30 – 19:00 Uhr

Atmen, hüpfen, schnalzen – der menschliche Körper kann auf vielfältige Weise aktiviert werden. Davorin Strauss, Tanzpädagoge und Körperforscher, geht mit den Teilnehmenden auf eine Reise zu den klanglichen
und motorischen Möglichkeiten des eigenen Körpers. In kurzen, leichten und szenischen Einheiten erleben wir unseren Körper aus Ausdruck von Form und Gestalt.Vorkenntnisse sind nicht notwendig.

Mit Johanna Fricke, Tanzpädagogin

Anmeldung bei Valerie Hammberbacher unter ifa-galerie-stuttgart(at)ifa.de

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07. Juli, Kunstgespräche und Führungen

Freitag, 07.07.2023 um 16:00 Uhr

Kunstgespräche und Führungen durch die Ausstellung, mit anschließendem Aperitif in der Galerie.

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Weitere Termine: 14.07. und 21.07.2023

Vergangene Termine: 16.06.

Für seheingeschränkte und blinde Menschen finden spezielle Führungen auf Anfrage statt. Anmeldung hierfür bei Stefanie Alber unter ifa-galerie-stuttgart(at)ifa.de

08. Juli, Familienworkshop ab vier Jahren

Samstag, 08.07.2023 von 14:00 – 16:00 Uhr

Mit Claudia Dietz und Menja Stevenson

Modellieren mit Ton: Dabei finden die Finger alleine ihre Spur, die Augen folgen einer inneren Landschaft und wir dürfen uns überraschen lassen. Die unsichtbaren Spuren werden mit Gips gegossen und sichtbar gemacht. Am Ende gräbt jeder eine kleine Gips-Skulptur aus.

Anmeldung bis zum 04.07.2023 bei Stefanie Alber unter ifa-galerie-stuttgart(at)ifa.de

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Öffnungszeiten der ifa-Galerie Stuttgart

Dienstag – Sonntag: 12:00 – 18:00 Uhr
Montags und Feiertags geschlossen

Eintritt frei

 

ifa-Galerien

Die ifa-Galerien zeigen Bildende Kunst, Architektur und Design einer globalisierten Welt. Seit 1971 werden in Stuttgart und seit 1991 in Berlin Gegenwartskunst und aktuelle kultur- und gesellschaftspolitische Entwicklungen aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa thematisiert. Ausstellungsreihen geben über nationale Grenzen hinweg Einblick in weltweit agierende Kunstszenen. Gespräche, Vorträge und Diskussionen ermöglichen den Besucherinnen und Besuchern den direkten Kontakt mit Künstlerinnen und Künstlern und Kuratorinnen und Kuratoren.

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Kontakt

Stefanie Alber

Charlottenplatz 17
D-70173 Stuttgart

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